Tage 31-36 / Thailand calling.

Tag 31 / 3. Oktober 2023

Ganz Kathmandu ist auf den Füßen. Was machen die nur? Ganz klar: Die feiern wohl den Tag der Deutschen Einheit!

Da wir nicht genau wissen, wie lange man wohl am Besten vor dem Abflug am Flughafen ist, und weil Claudius eh gerne sehr sehr pünktlich am Flughafen ist, machen wir uns 3,5 Stunden vor Abflug im Hotel zur Abreise bereit. Wir begleichen unsere Rechnung und steigen in ein sehr altes, klappriges und schrottiges Minitaxi zum Flughafen. Unsere zwei großen Taschen hätten fast die Kofferraumklappe gesprengt. Jetzt hängen sie uns gemütlich im Nacken und zwingen uns maximal aufrecht zu sitzen (man betrachte die Farbe des „Himmels“ genau).

Wir haben übrigens wenig Angst vor der Höhe in Bangkok! Das haben wir im Taxi noch mal gecheckt:

Der Flughafen in Kathmandu ist eher provinziell. Ausgiebiges Duty-Free-Shopping entfällt mangels Angebot. Wir hatten dann einen entspannten Flug von Kathmandu nach Bangkok. Der Flughafen von Bangkok ist gigantisch. Kein Wunder, so zählt Bangkok ohne die Randbereiche schlanke 10 Mio. Einwohner. Uns war klar, dass nach Kathmandu nun auch Bangkok ein Kulturschock wird. Auch beim Klima. Als wir aus dem Terminal traten, traf uns der Schlag: 20.000% Luftfeuchtigkeit, Mörderwärme und es regnete zudem in Strömen! Mit dem Taxi geht’s zum Hotel für 500,- thailändische Baht – das ist hier ein Fixpreis. Wir sind erneut auf dieser Reise in einer ganz anderen Welt gelandet. Keine schrottigen Autos mehr, moderne Hochhäuser und kein hupen mehr. Auf einem Highway mit sechs Spuren je Fahrtrichtung fahren wir durch den Regen und durch die Nacht an unendlich vielen bunten Leuchtreklamen vorbei, die teilweise eine Größe aufweisen, die wir so auch noch nicht gesehen hatten.

Im Hotel angekommen, spielt Philip mit der Rezeptionistin erstmal Karten: DKB Visa Karte: nein, American Express Karte: nein…. Aber dann, die Mastercard sticht und wir erhalten als Haupt-Gewinn unsere Zimmerkarten.

Auf dem Zimmer angekommen, schafft es Philip das Schloss der Zimmertür direkt in einen Arbeitsstreik zu treiben. Die Klinke blieb unten arretiert, das verdammt Ding piepte dauernd und die Tür konnte nicht verschlossen werden…. Sowas ist ja eigentlich nach unserer gewohnten Arbeitsteilung Claudius „Ding“, also der Stress mit den technischen Geräten. Da auch das Housekeeping die Tür nicht wieder in den Arbeitsmodus zu bringen vermochte, stellte Philip seine Sachen kurzerhand zu Claudius… denn wir wollten jetzt was essen gehen! Das Problem wird sich hoffentlich bis zur Rückkehr erledigt haben. None of our business right now 🙂

Der Abend ist ja noch jung, was machen wir? Wir gehen also aus dem Hotel zur Straße und setzen uns in ein TukTuk und fahren zum „Night Market“, den erinnerte Claudius noch von seinem letzten Besuch. Dort essen wir schön thailändisches Streetfood an einem aufgequollenen Holztisch, auf dreckigen Plastikhockern sitzend aber immerhin unter einem Schirm, denn es regnet immer noch ohne Unterlass. Ein Typ (naja irgendwas zwischen Typ und Hexe) ohne Zähne will uns unanständige Shows verkaufen. Wir haben das natürlich nicht genau verstanden, weil wir anständige Mädchen sind !? Während er seine interessanten Angebote formulierte und die von Minute zu Minute günstiger werden, sausen ununterbrochen Ratten über die Straße!

Wir entschließen uns, dass die verlockenden Shows ohne uns als Zaungäste stattfinden müssen, trinken noch ein Bier und nehmen uns dann wieder eines dieser herrlich lauten, wenn auch PS-schwachen TukTuks und lassen uns zum Hotel zurück kutschieren.

Tag 32 / 4. Oktober 2023

Jetzt wird es gruselig: Philip hat nun sogar schon Probleme mit einer Höhe von nur 1,5 m. Nach dem Frühstück hängt er so ein Schild außen an die Zimmertür, dass das Zimmer gemacht werden soll, obwohl es schon gemacht ist und offensichtlich das Bett nicht von ihm selbst bezogen wurde. Claudius kann nicht ernsthaft bestreiten, dass es ihm besonders großen Spaß macht, Philip auf solche Fehlleistungen aufmerksam zu machen 🙂 umgekehrt gibt es bei sowas ja auch NIE und „nimmer nicht“… Gnade.

Heute ist Sightseeing angesagt. Wir fahren mit dem „Sky Train“ (S-Bahn auf Stelzen) zum Fluss „Chao Phraya“, der Bangkok in ähnlicher Weise durchfließt wie die Elbe Hamburg. Wir wollen nämlich die Stadt vom Wasser aus mit einer öffentlichen Fähre erkunden. Diese kostet nur umgerechnet 0,50 € und das ist viel billiger als die Touristenboote. Draußen ist es heiß und feucht und im Sky Train unnötig kalt wie in der Tiefkühltruhe. Wir finden uns aber prima zurecht, wir setzen uns einfach zwischen den Aufschnitt und die Milch auf ein freies Paket Butter. Ha ha ha!!!!

Am Fährterminal verpassen wir nur knapp unsere Fähre. Aber die Wartezeit wird trotzdem belohnt: Wir kriegen Rückmeldung von unseren AirTags, dass die Motorräder beide in Hongkong „gelandet/ gesichtet“ wurden. Frei nach Hannibal Smith (A-Team): Wir lieben es, wenn ein Plan funktioniert.

Dann kommt unser Boot und wir steigen ein. Der schlammige Fluss hat viel Verkehr und ist dadurch sehr unruhig. Die Anlegemanöver sind dadurch ziemlich schaukelig. Da der Wellengang entsprechend ist und auch unser Boot große Ähnlichkeit mit einer Barkasse hat, könnt Ihr euch gut vorstellen, wie es war. Die Boote werden an den Haltestellen nur hinten kurz fest gemacht, dann ist das Anlegemanöver auch schon wieder vorbei. Der Matrose steht am Heck und kommuniziert mit dem Kapitän durch verschiedene Signale mit einer Trillerpfeife. Auf dem Strom und in jeder „toten“ Ecke sammeln sich große Mengen Wasserpflanzen und Treibgut. Hierfür gibt es extra eine Müllabfuhr, die das Zeug auflädt und sogar sortiert. 

Nach herrlichen 30 Minuten auf dem Wasser, steigen wir nahe der Altstadt aus. Von hier streunen wir zu fuß weiter. Irgendein Typ hält Philip an und sag ihm, dass er nicht angemessen gekleidet ist. Eine kurze Hose wäre nichts für den Königspalast. Da wollten wir wollten ja auch eigentlich gar nicht hin !!?? Gut, dass Claudius eine lange Hose an hat! Egal, bei über 32° in Verbindung mit der tropische Luftfeuchtigkeit, versagen so oder so die Poren ihren Dienst und lassen alles raus, was keine Miete zahlt!

Als wir über eine Brücke laufen, sehen wir unten im Kanal einen Waran, kein kleines Exemplar, bestimmt 2,5 m lang bis zur Schwanzspitze!

Eigentlich hatten wir zu Fuß noch über 3 km vor uns. Aber dann hatten wir keine Lust mehr. Uns lief das Wasser rechts und links runter. Also hielten wir ein TukTuk an, aber der Fahrer war zu doof und verstand nur einfach nicht wohin wir wollen. Dabei zeigten wir es ja auf GoogleMaps?! Der nächste Fahrer war gut drauf und wollte erstmal einen Kavalierstart machen. Zumindest im Ansatz war das deutlich gelungen! Am Hotel angekommen, haben wir auf der gegenüberliegenden Seite erstmal Streetfood gegessen. Philip fand nicht wirklich was, was ihm zusagte. Deswegen aß er Nudeln für 0,50 € umgerechnet. Claudius hingegen zog sich eine mittlere Portion gekochtes Schwein mit grünem Gemüse rein. Schmeckte wie Schweinebraten, hat aber auch das dreifache gekostet, also 1,50 Euro.

Schon seit Tagen war Philip mit seiner wuchernden Gesichtsbehaarung unzufrieden. Rasierzeug haben wir ja aber nicht dabei. Deshalb zog es den „Weihnachtsmann“ nun zum Barbier. Für 2,50 € kam er fast wie ein Gentleman zurück. Währenddessen hatte sich Claudius direkt nebenan in einem Massagesalon von einem jungen Kerl mit kräftigem Bizeps misshandeln lassen. 30 Minuten Schmerzen an den Waden und Füßen für nur knapp 4,- Euro. Die Thais nennen das hier Fußmassage, die Genfer Konvention erkennt das als Folter an! Das Gefühl danach ist aber immer großartig. Dann kam Philip hinterher und litt seitdem nicht minder neben Claudius. Philip hat aber durchaus ein ansehnliches weibliches Wesen mit gebleichten Haaren (jetzt nicht gerade blond, sondern eher orange-braun) erwischt. Die Schmerzen sind aber immer die gleichen, nur der Folterknecht sieht anders aus! Später haben wir uns belehren lassen: Ziel einer Thaimassage ist es, die Muskeln zu strecken und Knoten wegzudrücken. Deshalb wird jeder Muskel immer und immer wieder traktiert bis er nachgibt. Es ist einfach schön zu wissen, warum das jemand einem antut.

Das Betriebsklima in dieser „Firma“ ist übrigens exzellent. Der Chef lässt sich neben uns massieren und reißt Witze, alle lachen. Dann kommt der junge Mann, der Claudius massiert hat wieder mit der gleichen hellblauen Wanne mit der Blümchenverzierung, in der Claudius zuvor die Füße gewaschen wurden. Diesmal waren Goldfische drin!! Er hatte kurzerhand in einer freien Minute das Aquarium gereinigt und die Fische dazu in die Fußwanne ausquartiert… Als Friedensangebot gegenüber seinem malträtierten Körper kaufte sich Claudius gleich eine Kokosnuss, die vor unseren Augen mit einer Machete frisch geöffnet wurde und trank den leckeren Inhalt in einem Zug aus.

Gegen Abend erhalten wir per Speditions-Tracking die gute Nachricht, dass unsere Motorräder auf dem Weg von Hongkong nach Bangkok sind. Das berichten uns auch unsere AirTags. Und diese gute Nachricht leiten wir auch gleich weiter an unseren Zoll-Agenten in Bangkok namens „Nattawut“, Er wird uns hier in Bangkok die Motorräder aus dem Zoll holen. Ihn haben wir persönlich noch nicht kennen gelernt, er ist eine Empfehlung von Touratech (führender Ausstatter für Motorräder im Offroad- und Reisebereich).

Nachmittags werkeln wir noch an unseren Berichten und gehen dann recht spät erst gegen 21:15 Uhr hungrig auf die Straße. Der Concierge unseres Hotels empfiehlt uns ein Restaurant um die Ecke in einem Einkaufszentrum. Als wir dort um 21:30 Uhr ankommen, schließt aber schon alles. Das war nicht der Plan! Aber vor dem Einkaufszentrum ist ein Mini-Night-Market und wir schlagen uns ganz glücklich die Mägen voll. Philip hatte bisher ja nur eine kleine Nudelsuppe. Jetzt hat er den klaren Vorsatz, sich richtig satt zu essen. Dieser Plan ist auch voll aufgegangen!

Danach setzen wir uns in ein TukTuk und fahren zu einer Skybar, die im 45. Stockwerk gelegen ist und mit herrlichem Ausblick aufwartet.

Wir hatten unseren Spaß, der Ausblick war durchaus spektakulär. Etwas später mussten wir wegen Regens eine Etage tiefer in den dort wettergeschützen Club. Früher hätte man dazu Disco gesagt, aber genauso wie man heute nicht mehr EDV sagt, sagt man dazu natürlich Club. Das Publikum dort war gut und gerne 30 Jahre jünger als wir und auch unser Kleidungsstil Marke „Overlander“ mochte nicht recht zu dem ansonsten eher mondänen Publikum passen. Den rechten Halt in dieser Situation gaben uns nur unsere Drinks, an denen wir uns fröhlich festhielten. Philip brachte es dann auf den Punkt: Wir beiden alten zotteligen Erdkundelehrer-Bären (Anspielung auf unsere Bärte und nicht auf die Bäuche) haben hier eigentlich nichts mehr zu suchen.

Aber wie Ihr uns kennt, finden wir immer Lösungen für unsere Probleme. Den Rest der Nacht verbrachten wir bei lauwarmen Kamillentee im Expat-Altersheim-Bangkok e.V. in der Palliativabteilung – dort kann man sich so richtig jung fühlen, uns geht es hervorragend! Also nun aber ab ins Hotel. Mit neuem Lebensmut nehmen wieder ein TukTuk zurück zum Hotel, kaufen noch kurz was Süßes ein und sind fast pünktlich um 9:30 Uhr in den Betten! Nein, es war wohl noch nicht mal 2:00 Uhr.

Tag 33 / 5. Oktober 2023

Good Morning Bangkok. Heute sind wir am Vormittag mit unserem Zoll-Agenten namnes Nattawut verabredet, der sein Büro in der Nähe des Flughafens hat. Er hatte vorab schon die relevanten Daten zu uns und den Motorräder erhalten. Absoluter Lichtblick: Das sauberste WC seit sechs Wochen! Zweiter Lichtblick: Mehr Stempel  als sich ein deutscher Beamter sich je hat wünschen können. 

Wir machen den Papierkram und setzen uns dann ins Auto und fahren zum Flughafen. Nattawut ist ein sehr korrekter Mann, man könnte fast oder auch ganz bestimmt sagen, dass er ein absoluter Spießer ist. Er fährt einen bordeauxfarbenen mittelgroßen MG SUV, noch nicht alt und blitzsauber innen wie außen. Die Thais ziehen ja immer an der Schwelle zur Wohnung oder zum Büro ihre Schuhe aus. So macht Nattawut das auch im Auto. Bevor er losfährt, zieht er seine Straßenschuhe aus und seine „Hausschuhe“ an, die er hinter seinem Fahrersitz im Fußraum stehen hat. Gefahren wird dann mit den Schlappen. Philip steigt vorne ein und Claudius hinten. Während der zehnminütigen Fahrt zum Flughafen beschäftig die Geschichte mit den Schuhen Claudius sehr. Als er dann auf Deutsch vorschlägt, einen der Straßenschuhe zu verstecken, lachen wir ordentlich, ohne dass unser Fahrer weiß, worüber. 

Wir kommen am Flughafen an, suchen uns ein Parkplatz und gehen erstmal ins Zollhauptgebäude. Schritt 1 des jetzt folgenden Procedere ist, dass wir uns anstellen müssen, um uns mit unserem Anliegen an einem Automaten zu legitimieren. Als Ergebnis bekommt man einen kleinen Zugangspass mit QR-Code und pixeligem schwarz-weiß Foto ausgedruckt. Deine Daten und dein Vorhaben sind darüber dann stets abrufbar. Jetzt bekommt Nattawut noch Verstärkungen von einem seiner Mitarbeiter. Und er hat schon einen Umschlag mit Frachtunterlagen aus Kathmandu dabei von Eagle Export. Die haben also hinter den Kulissen schon gearbeitet, sehr gut so! Eigentlich war das auch der Hauptgrund, warum wir uns einen Zollagenten (gegen eine anständige Bezahlung) genommen haben. Wir haben weder die spezifischen Kenntnisse von Zoll- und Logistikabläufen, noch könnten wir das mit unserem umwerfenden Charme in Thailand und in Landessparache effektiv und effizient abhandeln.

Schon nach den ersten Minuten im Gebäude sind wir froh, einen Agenten genommen zu haben. Wir werden sehr schnell und unkompliziert durch eine Dame im Nachbargebäude weiter bedient. Das erfreuliche Ergebnis: Wir können sogar heute schon um 16:00 Uhr die Motorräder in ihren Kisten in Empfang nehmen. Also insgesamt 6 Tage dauerte letztendlich der Transport vom Erstkontakt zum Spediteur in Kathmandu bis zur Abfahrt vom Bangkok Flughafen. Das halten wir für eine gute Durchlaufzeit und vor allem sichert das unseren Zeitplan und gibt uns noch ausreichend Zeit etwas von Thailand zu sehen.

Als wir zurück auf dem Parkplatz sind, wo wir in zweiter Reihe geparkt haben und somit andere nach deutschen Maßstäben ordentlich eingeparkt haben, bekommen wir vermeintlich die Quittung dafür, denn es gibt vorne und hinten keinen Rangierabstand mehr. Kurzerhand schiebt Nattawut das Auto vor uns ein Stück mit der Hand nach vorne. Das scheint hier so üblich zu sein, denn es ist keine Bremse angezogen und kein Gang eingelegt. So kann man sich auch bei kleinem Abstand immer noch eine Lücke frei schieben. Hier in gesamt Asien sieht man übrigens immer noch relativ viele Menschen, die noch mit Maske rumlaufen. Gummihandschuhe sind auch kein seltener Anblick.

Mit Nattawut verabreden wir uns, uns gegen 15:00 Uhr wieder am Flughafen zu treffen. Das gibt uns Zeit noch einmal mit dem Taxi zum Hotel zufahren, ein continentales Mittagessen bei McDonalds einzuwerfen und dann mit dem Nötigsten, was wir zum Motorradfahren benötigen, wieder zum Flughafen zu düsen. Mit dem akademischen Viertel, also 15 Minuten Verspätung, sind wir wieder am Flughafen.

Wir warten auf der Laderampe vor dem Zollager, dass unsere Kisten kommen: Bei locker 32° und einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 296 % fällt jeder Schritt quasi ins Wasser. Also üben wir uns in Beamtenmikado – wer sich zuerst bewegt, verliert. Genauso geht es auch einer bedauernswerten Lieferung von Zierfischen, die vor unseren Augen durch den Zoll stichprobenartig inspiziert wird und dann wieder in unzähligen Plastiktüten und anschließend in Styroporboxen luft- und lichtdicht verpackt und verklebt verschwindet. Kein Wunder, dass bei solchen Transporten wahrscheinlich nicht mal die Hälfte der Tiere lebend ankommt, oder vorgegart! Wir müssen aber gestehen, dass die Tiere, die wir aus 10 m Entfernung sehen konnten, (noch) sehr lebendig aussahen.

Endlich komme unsere Kisten! Unser Zollagent organisiert, dass ein paar der dortigen Arbeiter mit Werkzeugen die Kisten öffnen, die Seitenwände entfernten und auch mit anpacken, als wir die Vorderräder wieder einsetzen mussten. Im Anschluss montierten wir fleissig bei Affenhitze und Feuchtigkeit unter den Augen unseres wartenden Agenten sämtliche Teile wieder, die wir zum Transport liebevoll abgebaut hatten. Während dessen fand auch die Zollprüfung statt, die aber nur daraus bestand, Fahrgestell- und Motornummer abzugleichen. Ein Blick in Koffer oder eine sonstige Inspektion war nicht nötig. Uns beiden war klar, dass Nattawut um mittlerweile 19:00 Uhr ganz klar lieber zu Hause bei Nudelsuppe und Weib gesessen hätte, als uns beim Schrauben zu zugucken. In immer kürzer werdenden Abständen versprach Philip als leitender Chefmechaniker ihm, dass wir nun sehr bald fertig werden. Und tatsächlich: Wir waren auf die Sekunde genau fertig, als wir fertig waren – und nicht 1 Sekunde später! Sowas nennt man deutsche Pünktlichkeit!

Nachdem wir uns um 15:15 Uhr dort getroffen hatten, waren wir dann um 20:15 Uhr endlich wieder im Hotel. Die Rückfahrt, die ca. 40 Minuten dauerte, hatte auch noch eine kleine Überraschung für uns parat. Auch in Bangkok bzw. Thailand sind Mautstraßen für Motorräder tabu. Dem Navi war das, genau wie uns, nicht klar und es brauchte einen Moment wieder auf den rechten – naja hier linken – Pfad zu finden. Das Schrauben hat uns den letzten Tropfen Wasser aus den Poren gedrückt. Und danach noch mehr als diesen auch, weil der Verkehr durch Bangkok um diese Uhrzeit auch keine Freude ist und die Motorwärme von unten die ganze Sache noch ordentlich anheizt. Aber so wie jede Fußfolter irgendwann dann doch endet, so neigt sich auch dieser Tag irgendwann dem Ende mit der Ankunft im Hotel.

Während Philip sich unter die Dusche stellt, springt Claudius kurzerhand in den Pool, der durchaus sehenswert ist.

So dachten wir zumindest, bis wir Hunger bekamen. Philip wollte eigentlich nur nochmal eine andere Gegend Bangkoks, nämlich die Altstadt, kennenlernen. Tatsächlich sind wir aber in eine Art „Kriegsgebiet“ gereist. Die Schinkenstraße Mallorca’s ist der pure Lacher dagegen. Rechts und links der Straße gibt es Freilichtdiskotheken und Restaurants mit eigenem DJ, die in gesundheitsgefährdender Weise sich gegenseitig mit Lautstärke zu überbieten versuchen. Claudius hat gleich zu Beginn aus Verzweiflung einen Skorpion gegessen. Besser hätte er sich diesen in die Ohren stopfen sollen. Der Skorpion war garnicht so schlecht – von der Konsistenz her wie eine leere Schale und etwas nussig im Abgang.

Als Nachtisch gab es eine bunte Auswahl von Marihuana bis hin zu Lachgas, verkauft in Sahne-Syphons, mit denen man dann Luftballons füllen konnte. Uns war aber nicht nach Nachtisch. Da war ein zur Hälfte aufgeschnittenes Krokodil zum futtern kaum noch eine bemerkenswerte Attraktion. Die „Khaosan“, so heißt die bekannte Partymeile, war so laut, dass ein üblicherweise nicht zu überhörendes Motorrad direkt neben uns mit einem gasgriffverliebten Poser stand, ohne von uns wirklich wahrzunehmen war.

Um 23:30 Uhr klingelten uns die Ohren und wir stiegen in ein TukTuk und fuhren nach Hause. Herrlich diese Stille im Fahrstuhl!

Tag 34 / 6. Oktober 2023

Endlich geht es wieder auf die Motorräder und raus aus Bangkok. Der Weg aus Bangkok in Richtung Norden war nicht einfach, weil uns unsere Navigationssysteme oftmals zumindest für uns nicht eindeutig den Weg zeigten. Auch das Problem mit den Mautstraßen wollten diese Dinger nicht recht einsehen. So viele Straßen laufen in dem Gewirr von Straßen und Hochstraßen meist sehr dicht nebeneinander oder übereinander. Da ist es für uns oft schwer zu erkennen, wo man lang muss und ganz leicht biegt man an einem falschen Punkt ab. Letztendlich aber hatten wir die erste Tankstelle gefunden, die Carsten uns als Wegepunkt geschickt hatte. Bei ihm werden wir die Motorräder für ein Jahr unterstellen. Von hieran lief es! War ja auch nur immer gerade aus, also selbst durch uns problemlos zu bewerkstelligen.

Bei 32° hat auch der Fahrtwind hier in Thailand leider keine abkühlende Wirkung mehr. In Usbekistan hätten wir uns über solche Temperaturen totgelacht, aber hier, verbunden mit der Luftfeuchtigkeit, ist das eine andere Nummer. Claudius:„Sag mal, Philip, haben wir beide eigentlich englische Verwandte? Nein, warum? Na, weil wir dauernd über das Wetter reden!?“ Ha ha ha ….

Nach vielen Kilometern „thailändischer“ Autobahn mit Tempo +/- 100 Km/h kam der nächste Tankstop. Kaum waren wir unter dem Dach der Tankstelle, setzte – gemein und von hinten kommend – völlig unerwartet ein mächtiger Platzregen ein. Das Schicksal hat uns aber zum richtigen Zeitpunkt die richtige Tankstelle gesandt und wir blieben trocken. Bei „7/Eleven“ kaufen wir maximal ungesundes, nur zuckerhaltiges Essen und Getränke ein und verzehren das ganze im Laden auf der Eistruhe, weil hier drin die Klimaanlage zum verweilen einlädt!

Philip zieht sich erstmal genauso wie Claudius einen kalten „Triple Espresso mit Milch“ aus der Dose rein und anschließend noch Red Bull. Er hätte vielleicht lesen sollen, dass die Geschmacksrichtung, „Apfel, Muskat und Weintraube“ ist. In Deutschland ist so ein Getränk vermutlich auf der roten Liste! Claudius getrocknete Bohnen mit Chili sind auch nicht besser! Von der Konsistenz her schmecken sie genauso wie der Skorpion, vielleicht nur noch eine spur bissfester. Wir sind aber große Freunde der lokalen Kulinarik und dann muss sowas eben auch mal sein.

Auch heute Abend hatten wir wieder eine vermeintliche Abend-Rallye. Die letzten 80 km hätten so schön sein können, am Ende wurde es auch berichtenswert. Machen wir es kurz, also nur so kurz wie möglich:

Über die Temperaturen müssen wir nicht (schon wieder) reden, dazu kam aber eine Straße, die sich bei Tempo 70 KMH schon so anfühlt, wie die Kassler Berge/A7 bei 220 KMH. Wir fuhren also ununterbrochen von links nach rechts und von oben nach unten über teilweise drei Spuren. Und das in der letzten Stunde nach Sonnenuntergang, ach ja und im strömenden Regen. Im Rückspiegel war bei Claudius nur noch eins zu sehen: Eine Kerze in der Nacht, das war der LED-Scheinwerfer von Philip. Den Blick in den Rückspiegel ersetzte bei diesen Sichtverhältnissen der Funkkontakt zu Philip. Denn er meldete alles, was von hinten kam. Das war vielleicht eine geile Hatz. Lediglich der relativ geringe Verkehr war ein Lichtblick und über jede 10 geschafften km freuten wir uns mächtig.

Carsten wartete unterdessen ohne Nachricht von uns im „Teak Hotel“ in Mae Sot und machte sich schon Sorgen, da diese letzte Strecke gerade nach Sonnenuntergang berüchtigt ist. Aber er kennt uns eben noch nicht. In solchen Situationen neigen wir dazu, nicht unser Leben zu riskieren, sondern Ruhe zu bewahren und uns im gemäßigten Tempo (zumindest gemäßigt für uns) da durchzubeißen, bis wir es geschafft haben. Gejammer kommt uns wirklich nicht in den Sinn, wir haben irgendwie die selbe Schmerzschwelle. Wenn es für uns grenzwertiger wird, driften wir immer in den schwarzen Humor ab. Ja wir finden auch, dass wir das super gemacht haben und genießen den gerade stattfinden tosenden „standing Ovations“ im Publikum!

Als wir das wirklich schöne Hotel erreichen, hört Carsten uns sofort (oh Wunder!) und kommt zum Parkplatz. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch und verbringen einen wirklich netten ersten Abend miteinander. Es wird viel gelacht. Bei Internetbekanntschaften – und streng genommen ist er eine – soll das ja nicht selbstverständlich sein. Carsten ist, wie wir jung geblieben und ist mit seinen zarten 67 Lenzen ja auch nur einen Jahrgang über uns in der Schule gewesen und somit quasi im selben Alter. Carsten, Du darfst jetzt Danke sagen 🙂

Tag 35 / 7. Oktober 2023

Am nächsten Morgen geht es relativ früh weiter. Carsten ist oft mit mehr oder minder guten Freunden mit dem Motorrad im Norden Thailands unterwegs. Wenn einer von Euch Lust hat, geben wir den Kontakt gerne weiter! Hauptberuflich ist er seit Ewigkeiten im IT-Business in Singapur, lebt aber seit über einem Jahrzehnt mit seiner thailändischen Frau und Sohn in Chiang Mai. Motorrad fahren ist für ihn, wie für uns, ein fester Teil des Lebens und ein Stück Lebensphilosophie. Mit seiner wenig beladenen Afrika Twin ist er uns deutlich überlegen. Auch fahrerisch steckt er uns in die Tasche, denn um richtig zügig zu fahren, muss man auch ein ganz gewaltiges Stück sorgloser sein, als wir es sind. Wir sind halt Kontrollfreaks und wollen uns nicht unbesehen in die Hände einer thailändischen Kurve geben. Carsten hingegen sagt, er würde der japanischen Ingenieurskunst vertrauen und kennt hier auch jede Kurve mit Vornamen. Aber auch wir müssten uns wirklich nicht beim Kurven fahren mit den alten und schweren Motorrädern verstecken, sagt er. Nett von Dir, dass Du uns das Gesicht waren lässt!

Wenn man mit quasi Einheimischen fährt, lernt man eigentlich immer etwas Nützliches dazu:

Die erste Lektion, die wir von ihm gelernt haben, ist der hiesige Gebrauch von Regenkleidung in Thailand während der Regenzeit. Die gehört nämlich IN den Koffer nach ganz UNTEN. Zum Anfang hielten wir beim kleinsten Anflug von Regen an und pellten uns in unsere Regenkleidung. Nach 20 Minuten war die Dusche zu Ende, aber wir wollten natürlich nicht alle 20 Minuten anhalten und schwitzten danach 60 Minuten fürchterlich in der Regenhaut. Also machten wir es fortan wie Carsten: Regnete es, ließen wir uns nass regnen – ja, oben rum immer klatschnass bis auf die Haut und manchmal neben den Oberschenkeln auch bis in die Büx 🙂 Aber wenn der Schauer vorbei ist, dauert es auch kaum 20 Minuten und du bist wieder halbwegs trocken. Aufgrund der hohen Temperaturen, die auch bei Regen nicht fallen, friert man nie. Es ist eigentlich mehr eine willkommene Erfrischung. Diese Technik macht natürlich was mit einem: Du kommst dir vor wie John Rambo, der egal bei welcher Temperatur trocken oder nass unbeeindruckt durch den Urwald springt. Man kommt sich beinhart vor und noch mehr wie ein Weltreisender, der im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Wassern gewaschen ist. Ab jetzt sehen wir hochmütig auf jeden Motorradfahrer mit Regenschutz herab. Über die Anwendung dieser Technik in Deutschland müssen wir noch mal nachdenken 🙂

Dann waren wir zum „Kegeln für und mit Motorradfahrern“ eingeladen:

Wir kommen auf einen Polizei-Checkpoint zu. Claudius vorne, dann Philip und zum Schluss Carsten. Es war uns nicht ganz klar, auf welcher Seite man an den mittigen Pylonen vorbeifahren sollte, da auch beide Fahrbahnen durch querstehende Absperrgitter weitesgehend versperrt waren. Mit schlafwandlerischer Sicherheit wählte Claudius die falsche Seite, die niemals befahren wird. Aus diesem Grund hatte sich eine dicke Schmierschicht aus Dreck, Moos und Erde gebildet, die „man“ im Eifer des Gefechts nicht erkennen konnte. Trotz Schrittgeschwindigkeit, wir wollten ja zur Kontrolle anhalten, brachte der auch sanfteste Einsatz der Bremsen das Motorrad ausser Kontrolle und ein Sturz war nicht mehr zu verhindern. Aber er legte sich so sanft auf die Seite, dass Claudius erstmal gucken musste, ob er denn schon liegt oder noch nicht. Aber er lag! Weil das Ganze überhaupt nicht erschreckend war, stand er sofort wieder gut gelaunt neben seinem Motorrad, drehte sich um…. und wer lag da keine 3 m hinter ihm: Philip!!!! 🙂 Wir hatten beide nicht den Hauch einer Chance und genauso wenig einen Hauch von Schrecken oder Verletzung oder echten Schäden am Motorrad. Kleine Kratzer zählen nicht.

Es war so rutschig wie auf Eis. Zwei Polizisten, Philip, Claudius und Carsten konnte nur mit Mühe jeweils ein Motorrad gemeinsam aufheben. Das Schieben aus der Schmierzone gegen eine leichte Steigung war fast nicht möglich. Als wir schon wieder sicher stehen, sagte Carsten noch gerade, dass er hinter uns einen ziemlichen Schreck bekommen hat, da liegt auch er auf der Nase! Er hatte ein Loch übersehen beim aufsteigen und den Halt verloren. Bei Grimms Märchen würde man sagen: 3 auf einen Streich! Wir bedanken uns bei den Polizisten für ihre Hilfe und brausen alle belustigt und gleichzeitig leicht bedröppelt davon.

Wenig später kehren wir bei einem Elefantencamp ein. Zwar hatten wir unterwegs schon einen Arbeitselefanten aus dem Augenwinkel am Straßenrand gesehen, aber uns fehlte die Zeit anzuhalten. Jetzt können wir in Ruhe Mutter und Kind mit Bananen füttern. Dafür entrichten wir eine „Spende“ für die „artgerechte Haltung“ der Elefanten. Das ist natürlich so nicht richtig, aber irgendwas müssen sie ja schreiben.

Wir befinden uns übrigens auf einer der bekanntesten Straßen für Biker im Norden Thailands. Der „Mae Hong Son-Loop“ soll tatsächlich über 1864 Kurven verfügen. Das glauben wir sofort. Die Straße hat es wirklich in sich und abends waren wir froh, wenn das geschaukelt ein Ende hatte.

Mittags hatten wir dann wieder die Chance, einen unserer Aufkleber bei einer Bude zu platzieren und nachmittags gleich einen weiteren. Beim Mittagessen wurden wir ortstypisch gebeten, unsere Schuhe vor dem Restaurant auszuziehen. Claudius rieb sich schon die Hände, denn die qualmenden Socken von Claudius schrien quasi nach frischer Luft. Philip fragte aber ganz ungläubig, ob die denn wirklich wissen, was dann passiert … und ob die das tatsächlich wollen mit dem grünen Nebel, der aus unseren Stiefeln aufsteigen würde?

Am Tisch beim Essen eröffnet uns Carsten, dass auch er „was großes“ vor (hatte). Er ist jetzt 67 und möchte gerne in ca. zwei Jahren mit Freunden auf Motorrädern von Thailand nach Deutschland fahren. Organisatorisch ist er aber vor die Wand gefahren, weil er nicht weiß, wie er durch Aserbaidschan kommen soll. Hier sind wie bei uns damals immer noch die Grenzen dicht und die Auseinandersetzungen mit Armenien machen die Sache sicherlich nicht leichter. Aber auch die Durchquerung Chinas scheint ein großes Hindernis zu sein. Denn hier werden für über 60-jährige keine Motorradführerscheine mehr ausgestellt. An diesem Punkt lohnt sich unser Besuch aber nun auch für Carsten: Eine WhatsApp an Bing in China eröffnet möglicherweise einen Weg und wir kennen ja auch Slava, der uns die Motorräder von Tiflis auf dem Landweg per LKW durch Aserbaidschan bis zum Kaspischen Meer und dann mit der Fähre darüber bis nach Aktau/Kasachstan verschifft hat. Carstens Augen beginnen zu leuchten!

Nach dem Mittagessen und einem kurzen Tankstopp erreichen wir 15 km vor Ziel einen Aussichtspunkt und genießen einen spektakulären Ausblick von einem Eiscafe in die Berge.

Wir befinden uns übrigens direkt an der Grenze zu Myanmar. So fahren wir an dem größten Flüchtlingscamp auf thailändischem Boden vorbei. Jenseits des Grenzflusses tobt der Bürgerkrieg. Carsten berichtet auch viel Wissenswertes und uns bisher Unbekanntes über Thailand und Asien. So werden beispielsweise nach der Regenzeit hier alle Felder abgebrannt, da das Pflügen der abgeernteten Felder hier mangels technischer Ausstattung nicht stattfindet. Sogar die Pilzsammler brennen in den Bergen das Unterholz nieder, um für die Pilze eine optimale Grundlage und Düngung zu schaffen. Dazu fahren die Thais gerne auch mal mit dem Auto über die Asphaltstraßen durch den Wald und werfen kleine Brandbomben aus dem Fenster. Natürlich ist das verboten, aber geahndet wird es nicht, da man die Täter eh nicht bekommt. Er sagt, von Thailand bis Indonesien liegt in diesen Wochen alles in einer großen Qualmwolke. In den Zimmern in seinem Haus gibt es deswegen Luftreiniger, die bei zu starker Luftbelastung eigenständig anspringen.

Durch die vergangenen Wochen sind wir und unsere Hintern sehr gut trainiert, stundenlang auf dem Motorrad zu sitzen. Hier ist die Technik aber eine ganz andere. Wegen der vielen Kurven und des auf und abs müssen wir arbeiten. Wir ziehen und zerren sehr intensiv an Gas, Bremse, Schaltung und Kupplung. Claudius linkes Bein quittiert das mit Krämpfen im Oberschenke. Deshalb streckt Claudius das Bein während der Fahrt immer wieder lang zur Seite aus. Das muss ziemlich komisch ausgesehen haben: „Motorrad-Yoga“ ist somit erfunden! In der Nacht ging es dann bei Claudius so weiter, jeder Muskel wollte auch nochmal dran und durfte auch bzw. tat es einfach, herrlich!

Wir kehren heute in ein total idyllisches kleines Resort mitten im Regenwald ein. Außer uns waren nur wenige weitere Gäste im Hotel. Jeder von uns hatte seine eigene Hütte. Wir trafen uns zum Abendessen in einem sehr geräumigen überdachten Außenrestaurant. Auf dem Empfangstresen kann man sehen, dass Angelina Jolie und Brad Pitt schon hier waren. Stolz präsentiert man die Fotos mit der Inhaberin auf dem Tresen. Auch an diesem Abend fällt das Einschlafen leicht. Ein bisschen schwingen unsere Köpfe von den vielen Kurven noch mit bis wir in das Land der Träume entschwinden.

Tag 36 / 8. Oktboer 2023

Auch heute wollen wir zeitig los. Wir lassen uns um 7:00 Uhr wecken und draußen regnet wieder in Strömen. Es ist immer noch Regenzeit, auch wenn sie sich langsam dem Ende neigt. Deshalb lassen wir uns bei dem guten Frühstück ausnahmsweise ordentlich Zeit. Der Weg heute ist zwar steiler, aber kürzer. Wir wollen gegen 16:00 Uhr zu Hause bei Carsten ankommen.

Der Regen wird zur Abfahrt weniger, begleitet uns aber während des ganzen Tages mehr oder weniger stark ausgeprägt. Wir bleiben also quasi dauernd nass. Die Kurven nehmen und nehmen kein Ende. Ehrlich gesagt, artete der große Spaß langsam in wirkliche Arbeit aus. So ging das bis auf eine Höhe von fast 1.300 m, wo es tatsächlich 2-3° kühler war, dafür aber die Wolken zwischen den Bäumen hingen. Jetzt etwas Motorradfahrer -Latein: Man fährt eigentlich am besten, wenn man ohne übermäßig nachzudenken locker von links nach rechts schwingt. Aber manchmal ist einfach der Wurm drin, und man fährt fast jede Kurve „eckig“. Philip ging das heute so. Meist schaukelt man sich aber relativ schnell wieder ein. Bei Philip dauerte es diesmal aber länger und er griff zu einer rigerosen Methode und schaltete einfach sein Navi um, dass er nicht mehr den bevorstehenden Straßenverlauf, sondern nur noch Daten wie Uhrzeit und Höhe angezeigt bekam. Denn manchmal ist es einfacher wieder in den Tritt zu kommen, wenn man sich nur auf die Straße vor sich konzentriert. Sonst gleicht man dauernd parallel den Fahrstil mit dem Navi ab, das einem anzeigt, wie schrecklich verschlungen die Straße nach dem nächsten Hügel oder der nächsten Kurve verläuft. Unter normalen Umständen ist das natürlich sehr hilfreich, kann einen aber auch ganz wuschig machen, weil man zu „verkopft“ fährt.

Als nach scheinbar nicht aufhören wollenden Kurven unsere Kilometerzähler 7.012 km mehr anzeigen als bei unserer Abfahrt in Bishkek, drehen wir im Hof von Carstens „Hacienda“ die Zündschlüssel endgültig um….Wir sind am Ziel. Wir haben es für dieses Jahr endgültig geschafft!

Nach alter Tradition, ab dem zweiten Mal kann man davon wohl sprechen, klettern wir auf unsere in Pose gestellten Motorräder und machen stehend das Siegerfoto zum Abschluss der 2. Etappe! Philip steht in gewohnter Weise dekorativ wie ein Baum und Claudius balanciert vor sich hin zwischen sterbendem Schwan und wie in die Hose gemacht. Karsten führt die Kamera, die auch sonst noch viele schöne Fotos und Videos unserer letzten Zwei Tage für uns bereithält!

Es ist einer der Momente, die einen Moment Zeit im Kopf beanspruchen, um richtig zu wirken. Kann das sein? Wir sind in THAILAND? Mit unseren deutschen Motorrädern? Wir sind doch quasi eben erst in Bishkek angekommen, nur kurz durch China gedüst, einen Abstecher in Nepal gemacht und dann hier her… 5 Wochen, 7.012 km… wir beide nehmen uns in den Arm haben beide den selben Gedanken: Das ist schon krass !

Aber Schluss mit der Sentimentalität. Nach der Etappe ist vor der Etappe: 2024, wir kommen! Jetzt, also nach unserer baldigen Rückkehr nach Deutschland, geht die Planung wieder von vorne los. Wie immer werden wir beginnen mit dem Ziel/Endpunkt, der in unseren Köpfen irgendwo im Süden Indonesiens liegen sollte. Aber darf man dort die Motorräder wieder für ein Jahr parken? Wir werden es sehen und Euch auch wissen lassen…

Wir sind hier wirklich fabelhaft im Gästehaus der Familie untergebracht. Wohnzimmer, Schlafzimmer, 2 Bäder, Küche sowie eine Terrasse mit Blick auf ein riesiges Reisfeld mit Bergpanorama dahinter. Das ist viel mehr als wir erwartet hatten. Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen, was uns hier widerfährt. Auch das Catering ist hervorragend, zum Frühstück werden Spiegeleier mit Speck serviert und der Kühlschrank ist immer voll. Lieber Carsten, du wirst dies hier sicherlich bzw. hoffentlich lesen und deshalb möchten wir dir auch auf diesem Wege nochmal sagen: 1.000 Dank für deine Hilfe, Deinem Rat und vor allem für deine Gastfreundlichkeit!

Hier der Link zu AirBnB…dort kann das schicke Gästehaus gebucht werden!

Beim gemeinsamen Abendessen berichtet uns Carsten von zwei Honda-Goldwing-Besitzern aus der Schweiz, die vor COVID ihre Maschinen in Thailand eingelagert haben. Einer der beiden hat sich in diesen Tagen zur Grenze begeben, um nach mehreren Jahren in Richtung Malaysia ausreisen. Das interessiert uns natürlich sehr. Denn eigentlich dürfen wir unsere Maschinen gemäß der Einfuhrpapiere nur bis zum 1. November 2023 in Thailand lassen. Unser Winterlager hier haben wir nach langen Recherchen festgelegt, weil wir herausgefunden haben, dass bei verlängertem Verbleib im Land bei Ausreise nur eine Strafe von 10.000 Baht fällig wird. Das sind circa 250 € pro Motorrad und für uns ist das somit ein finanziell erträglicher Weg, kriminell zu werden. Echte Alternativen gab es keine im näheren Umfeld. Um genaueres zu erfahren, rief Carsten gleich seinen Freund Max (ebenfalls Schweizer) an. Max versprach, uns auf dem Laufenden zu halten und gegebenenfalls einen Kontakt zu seinem Landsmann herzustellen. Vitamin B schadet eben nur dem, der es nicht hat!

Zu Hause angekommen, buchen wir noch am Abend unseren Rückflug zurück nach Deutschland. Wir wählen wieder einen Flug mit Turkish Airlines. Zum einen ist das eine günstige Variante und aus unserer Erfahrung können wir pro Person 30 kg Aufgabegepäck mitnehmen, egal wieviele Gepäckstücke wir haben. Mit ca. 600 € pro Person – da kann man auch beim Preis nicht meckern, wenn man bedenkt, dass wir ohne extrem lange Zwischenstopps in „nur“ 18 Stunden wieder in der Heimat sein werden. Unglaublich, dass wir die ganze Strecke weitestgehend mit dem Motorrad zurückgelegt haben in den letzten zwei Jahren.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Armin

    Dankeschön für die tollen Reiseberichte.

  2. Anonymous

    Man kann nur staunen, was Ihr aushaltet und erlebt, die humorvollen Einblendungen machen Eure Berichte sehr speziell zur großen Freude. Ihr seid hoffentlich gut in Deutschland angekommen und wir sehen uns bald zu weiteren Einzelheiten!! LG Egbert

  3. Alexandra

    Also…lach…fürs Erste muss ich wirklich feststellen und hier kundtun: Ihr steht wirklich auf Schmerzen! Da passen wir zusammen*lach* Und desweiteren…ich hätte lieber den Nachtisch anstelle des Skorpion genommen! *Lach*

    Und morgen mehr dazu…

  4. Katja

    Hallo Ihr zwei,
    Sitze gerade im Zug nach Frankfurt und hatte endlich mal Zeit Eure Geschichten zu lesen.
    War richtig spannend und lustig.
    Ich hoffe ihr seid gut Zuhause angekommen.
    Lg

  5. Klaus

    Herzlichen Glückwunsch. Unfassbar was ihr in den 2 Jahren erlebt habt und ich hier mitlesen durfte. Schon mal überlegt ein Buch herauszubringen? Ich lese schon seit längerem keine Bücher mehr, aber dieses Buch würde ich kaufen und verschlingen. Ihr habt es geschafft und seit gesund. Freut euch auf zuhause und euren Familien! Ich freue mich auf eure Blogs im nächsten Jahr. 🙂

  6. Maja

    Großartig! Es war herrlich euch über diesen Blog auf eurer Reise ein Stückweit begleiten zu dürfen!
    Vielen Dank & gutes Ankommen in HH!

  7. Peter

    …..ich war leider etwas im Verzug mit dem Lesen….

    Deshalb kommt dieser Kommentar auch etwas verspätet!

    Es ist schlichtweg faszinierend was ihr macht!!!

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