Tage 28, 29 und 30 – Schönheit der Seidenstraße

Tag 28 (3. Juni 2022)

Da wir ja nicht erst um 11:00 Uhr starten wollten, saßen wir bereits um 8:10 Uhr als erste beim Frühstück. Es war auch ansonsten nur ein weiterer Tisch in dem riesigen Speisesaal eingedeckt. Kaum hatten wir die ersten Bissen im Mund, kam unsere Rezeptionistin angelaufen. Sie war ganz aufgeregt, denn sie hatte soeben die Information erhalten, dass die Tore der Altstadt in 30 Minuten geschlossen werden würden und erst zum Abend wieder geöffnet werden. Auch das Hotel wird ab 14:00 Uhr abgeschlossen. Wir könnten natürlich auch noch einen Tag im Hotel bleiben. Aber keiner kommt mehr rein oder raus aus der Altstadt. Alles wegen des Präsidenten und seines Besuchs aus Tadschikistan! Wir müssten also innerhalb von 30 Minuten ins Hotelzimmer rennen, uns umziehen, unser Gepäck fertig machen, die Motorräder rückwärts aus der sehr beengten, etwas verfallenen Unterkunft manövrieren und den für Fahrzeuge nutzbaren Ausgang in der Stadtmauer finden, denn die meisten Stadtore sind nämlich nur für Fußgänger. Eigentlich ist das unmöglich in 30 Minuten zu schaffen.

Klingt doch auch irgendwie ganz aufregend, oder? Also entschieden wir uns nach kurzer Besprechung, mangels echter Alternativen hier in Xiva zu bleiben. Wir wurden nochmals eindringlich ermahnt, KEINE Fotos von den Sicherheitsleuten oder dem Militär zu machen, das wäre total verboten. Da wir mit unserem Blog wie der Hamburger sagt „ etwas hinten dran sind“, könnte man diesen Tag wunderbar dafür benutzen, die Berichte tagsaktuell zuende zu schreiben. Gesagt, getan, wir bleiben und schreiben (reimt sich)! Man muß dazu auch sagen, dass das Hotel alles andere als ein schlechter Ort zum Verweilen ist. Der große Innenhof der ehemaligen Koranschule ist alles andere als schwer zu ertragen.

Bis 14:00 Uhr hatten wir als Hotelgäste (hier wohnen keine 10 weiteren Gäste) sogar die Sondergenehmigung zum Aufenthalt außerhalb des Hotels. Aber bitte bloß KEINE Fotos erinnerte uns die nette Dame von der Rezeption, die übrigens mit Spitznamen „White Rose“ hieß. Die Vermutung, dass sie Indianerin sein könnte, schlossen wir nach kurzen Witzchen darüber jedoch aus. Als Philip dann bei ihr um ein 4-Augengespräch mit dem tadschikischen Präsidenten bat, weil wir ja wegen des Grenzkonfliktes zwischen Kitgistan und Tadschikistan den Pamir Highway nicht fahren können, riss die Gute die Augen auf und drohte in Panik zu verfallen. Wir verraten es schon vorab: Es gab leider kein Gespräch.

Zunehmend tauchten immer mehr Sicherheitsleute in dunklen Anzügen mit Knopf im Ohr draußen (vor dem Hotel) und im Hof auf. Im Hof erschien eine Soldatin in Uniform, die uns sehr an die böse russische Soldatin „Genosse Oberst Romanova“ aus dem James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ erinnert und die vorne am Schuh einen vergifteten Sporn hat. Vorne auf der Straße gab es auch Männer in Uniform. Ein Mann mit Knopf im Ohr bat uns, eine kleine Videobotschaft mit dem Handy für seine Familie aufzunehmen. Wir sollten anfangs etwas sagen, was so klang, als ob wir alle Muslime grüßen und dann einen Gruß auf Deutsch. Haben wir natürlich gemacht! Ferner kamen aus allen Ecken Männer in historischen Kostümen und eine Musikgruppe mit vielen Jugendlichen in traditionellen Kleidern und Anzügen.

Um 13:00 Uhr machten wir uns auf den Weg vom Innenhof in das gegenüberliegende Restaurant. Im Laufen verlor Claudius seine Sonnenbrille. Im Schwung des Geschehens drohte er auf die Brille zu treten und jaulte auf bzw. fluchte vor sich hin. Das brachte sofort drei Sicherheitsleute auf den Plan, die sich durch das Geräusch alarmiert fühlten.

Drüben im Restaurant saßen wir alleine in dem großen Speisesaal. Wir bekamen ein usbekisches Menü mit vier Gängen und Tee. Sehr lecker! Dann hatte Claudius eine Frage an den Kellner. Er wusste nicht, wie man das usbekische Wort für „Danke“ richtig ausspricht…. „Rachman oder Rachmatt“? Und der Kellner antwortete ganz trocken: „Rachmatt wie schachmatt!“ …. Claudius war mundtot. Aber er blieb dabei, dass er kein Deutsch sprechen könne!

Wieder zurück vom Essen gelang es Claudius durch seine geöffnete Zimmertür einen Soldaten mit historischen Gewand auf dem Dach von hinten zu fotografieren (eigentlich ja verboten).  Die armen Kerle mussten dort mit schwarzem Gewand stundenlang in der prallen Sonne stehen. Einer hatte sogar einen Metallhelm auf. Er schwankte schon verdächtig. Wir fragten dann die Rezeptionistin, ob die da oben denn auch bald mal was zu trinken bekommen, der eine schwanke schon ziemlich! Aber sie beruhigte uns, die würden bald was zu essen und zu trinken bekommen. Es würde gerade etwas vorbereitet.

Uns wurde gesagt, dass der Präsident mit seinem Besuch wohl gegen 16:00 in die Altstadt kommen würde. Wir hielten uns also den ganzen Tag im Freigehege unsere Luxus-Knastes auf und produzierten Blogbeiträge und genossen die zwar etwas fremdbestimmte, aber doch sehr entspannte Ruhepause vom Fahren durch die usbekische Hitze. Als es auch gegen 16:30 noch immer ruhig vor dem Hotel war, machten wir uns mal auf den Weg um nachzuschauen, wie denn mit dem Staatsbesuch so läuft und ob wir noch was helfen können 🙂 Zu unserer großen Verwunderung waren die Sicherheitsleute schon alle weg, Wir konnten auch ungehindert wieder vor das Hotel und auch die Stadttore waren wieder „frei“. Auf unser Nachfragen wurde uns dann mitgeteilt, dass der usbekische Präsident gar nicht gekommen war und sein Gast nur 10 min quasi im vorbeifahren mal einen Blick geworfen hatte. Man muss sich mal den ganzen Aufwand und Wahnsinn vorstellen, der da betrieben wurde. Für nichts und wieder nichts. Tausende Blumen wurden gepflanzt, alles wurde auf Hochglanz geputzt und dann waren auch noch über 500 Soldaten und Security an dem Tag in Xiva. Und dann kommt der eine Vogel nicht mal aus dem Auto raus und der andere überhaupt nicht!!! Wir müssen dann vielleicht doch noch mal ein normverdeutlichendes Gespräch führen. Wir haben aber immerhin Xiva in bestem Zustand und mit nur ganz wenigen Touristen erlebt. Und der Tag Pause hat uns auch gut getan.

Wir gingen an diesem Tag früh schlafen – am nächsten Morgen wollten wir um 5:00 Uhr aufstehen…

Tag 29 (4. Juni 2022)

Wir haben uns extra ganz früh um 5:00 Uhr (Sonnenaufgang!) aus den Betten geschwungen, weil der Tag lang werden würde und die kühle Morgenluft das Packen der Motorräder viel erträglicher macht. Die Rezeption hatte uns zwei wirklich umfagreiche Lunch-Pakete in den Kühlschrank der Lobby gelegt. Wir frühstücken im Innenhof an einem kleinen Tisch. Diesem Morgen wohnte einen ganz besonderen Zauber inne, das frühe Aufstehen fällt dann deutlich leichter – auch wenn man das Claudius auf dem Bild nicht recht anmerken mag.

Etwas verschlafen guckte uns der Rezeptionist an, der auch bis eben im Land der Träume unterwegs war. Hingegen der alte Mann, der schon seit 40 Jahren für das Hotel arbeitet, war aber hellwach. Wir waren sehr froh, ihn zu sehen. Der Rezeptionist, eine echte Schnarchnase, hatte uns am Vorabend Sorgen bereitet: Wir hatten ihm eine „anspruchsvolle“ Aufgabe gestellt. Er solle bitte sicherstellen, dass am Morgen um 6:00 Uhr der Schlüssel für das Tor zu unseren Motorrädern auch wirklich da ist. Nichts ist ätzender, als um 5:00 Uhr aufzustehen und bis 9:00 Uhr warten zu müssen, bis jemand kommt, der weiß wo der Schlüssel ist. Man hat ja bei den Brüdern schon immer so eine Vorahnung!

Wir erklärten ihm also auf Englisch dreimal den Sachverhalt. Auf Nachfrage bestätigte er, dass er alles verstanden hätte. Dann kamen aber die Nachfragen?….

1. Er: „Haben Sie die Schlüssel denn von den Motorrädern?“ – Wir: „Nein! Es geht um den Schlüssel für das Tor!“

2. Er: „Ach so, Sie haben Motorräder gemietet?“ Wir: „Nein! Das sind unsere Motorräder!“

3. Er: „Aber die Schlüssel für die Motorräder haben Sie? Dann ist doch alles gut …“

 Aaaaaaahhhhhh!!!! Wo ist die versteckte Kamera?????????

Gott sei Dank hatten wir die Motorräder in dem alten Haus fotografiert für unseren Blog. Erst als Claudius ihm das Foto zeigte, schien er eine blasse Ahnung zu bekommen, was wir von ihm wollten. Die Rücksprache mit einem Kollegen brachte dann die Erkenntnis. Bis zu dieser bahnbrechenden Wendung der Geschichte hatten wir bereits 20 Minuten mit ihm eine wirklich „gute Unterhaltung“ für eigentlich nichts und wieder nichts geführt!

Am nächsten Morgen war die Spannung dennoch wieder da. Dann trabte aber erfreulicherweise der Senior-Senior über den nicht vorhandenen Teppich des Innenhofes und wir beide waren uns sicher, dass nichts mehr passieren könnte. Und so war es auch! Er begleitete uns dann die nächsten 30 Minuten bis wir vom Hof ritten, denn außer uns gab es an diesem frühen Morgen wohl nichts zu tun!

Der Weg aus der Altstadt durch die vielen engen Gassen war entgegen unserer Befürchtung sehr einfach zu finden. Zügig verließen wir die Stadt Richtung Buchara. Hier ein Video, wie wir zwei Tage zuvor, geführt von einen netten Radfahrer, zu unserem Hotel kamen:

Nach ca. 45 Minuten hatten wir schon die erste Zwangspause von 10 Minuten. Wir standen vor einer Brücke, die wechselseitig von Zügen und Kfz genutzt wird.

Trotz dieser Verzögerung ging unser Plan auf. Um 11:00 Uhr hatten wir schon 200 km zurückgelegt. Dann ein kleiner Schreck: Claudius’ Sprung auf der Autobahn bei fast 100 km/h über eine extrem unebene Stelle war kein Freudensprung – das Warnschild war ihm entgangen, weil er sich die Gegend zu abwesend angeguckt hatte.

Unsere Mittagspause verbrachten wir an einem kleinen Rasthof, der herrlich klimatisiert war. Da wir ja mittags selten richtig essen, gab es auch hier nur Unmengen Flüssigkeit und Snickers. Kostenpunkt hierfür circa zwei Euro. Das Wechselgeld hierfür war circa 2 cm dick!

Und weiter ging es durch die unendliche Steppe Usbekistans. Die Schnellstraße war hervorragend ausgebaut und bot keine weitere Gelegenheit für spektakuläre Sprünge! Das nützte dem toten Esel am Wegesrand allerdings auch nichts mehr. Tausende von Wanderheuschrecken saßen plötzlich über mehrere Kilometer auf der Fahrbahn oder flogen darüber. Wenn Claudius an ihnen vorbei brauste, nahm er ein paar davon mit. Die anderen wurden von Claudius nur aufgescheucht, und die kriegt Philip dann ALLE volle Pulle ab, der arme Kerl! In der Helmkommunikation hörte Claudius sogar die Einschläge der proteinreichen Geschosse an Philips Helm.

Von der Schnellstraße machten wir noch einen kleinen Abstecher, weil unser Navi uns verrät, dass der Grenzfluss zu Turkmenistan nur wenige 100 m entfernt ist. Von einer Anhöhe konnten wir den Fluss und gegenüber Turkmenistan sehen. Turkmenistan ist einer der totalitärsten Staaten in der Region und vollkommen abgeschirmt. Visa sind nur unter großen Auflagen für Touristen und Transitreisende zu erhalten.

Die Schnellstraße ging über in eine einfache Landstraße. Diese entwickelte sich dann spontan auf über 30 Kilometern zur Megabaustelle. Die vor uns fahrenden LKWs zogen eine riesige Staubwolke hinter sich her. Diese war für lange Zeit unser staubiges zu Hause.

An dieser Horrorchausse gab es dann noch einen Tankstopp, den wir auch nicht vergessen werden. Endlich hatten wir wieder eine Tankstelle gefunden, die vermeintlich Benzin mit Oktanzahl 92 hatte. Der Tankwart war ein witziger alter Mann, der die Kauleiste komplett aus Gold hatte.

Da wir nicht mehr genug Landeswährung dabei hatten, boten wir an, die Differenz in US Dollar zu zahlen. Die Verhandlung mit den verschiedenen Wechselkursen war schon schwierig. So wurde Bargeld in zwei Währungen und Wechselkurse auf zwei Handys zur Verwirrung aller hin und her gerechnet. Claudius bewunderte Philip, wie er bei dem ganzen Durcheinander den Überblick behielt und nicht aufgab, die falschen Berechnungen des alten Mannes ständig wieder von vorne zu korrigieren. Am Ende gab es dann doch ein finanzielles Happyend und es entstand das nachfolgende „Sieger-Foto“:

In Buchara angekommen, sprangen wir kurz unter die Dusche in unserer Unterkunft. Auch diese war im Stil einer ehemaligen Koranschule mit Innehof gebaut. Die Zimmer waren zwar relativ klein, aber wir hatten definitv schon sehr viel primitiver genächtigt.

Dann ging es zur Stadtbesichtigung, denn die Zeit bis zum Abendbrot muss genutzt werden. Am nächsten Tag geht es ja schon wieder weiter. Die Stadt hat uns ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert. Vielleicht lag es auch daran, dass die Sehenswürdigkeiten über die große Stadt etwas weiter verstreut zu finden sind und wir somit nur einen Bruchteil besichtigen konnten.

Unser junger Gastgeber im Hostel hieß Derek. Mit seinen nur 15 Jahren hat er uns wirklich beeindruckt. Mit recht gutem Englisch managte er sehr souverän eigentlich das Hotel alleine zusammen mit den Leuten in der Küche.

Am Abend gingen wir zu einem Restaurant unweit unseres Hotels essen und wir vertilgten einmal mehr die köstlichen Fleischspieße, die immer direkt vor Ort gegrillt werden. Ein Salat gehört für uns immer dazu, gerne auch ein oder zwei Bierchen.

Tag 30 (5. Juni 2022)

Nach einem guten Frühstück und einem netten Plausch mit unserem neuen Freund Derek wollten wir die 300 km nach Samarkand in Angriff nehmen. Kurz vor der Abfahrt machten wir mit Derek noch das nachfolgende Foto vor dem Hostel und versprachen ihm eine Story bei Instagram damit:

Für diesen Vormittag hatten wir uns etwas besonderes vorgenommen. Kurz hinter Buchara liegt der „Tuda Lake“. Hier fanden wir bei einem privaten Vermieter eine große Liege für zwei Personen im Schatten. Striptease und ab ins Wasser!

Ein paar Meter weiter feierten 7 junge Männer den 30. Geburtstag eines ihrer Freunde. Dann kam das Geburtstagskind zu uns herüber und lud uns ein zum Essen. Ihre Namen waren Bobba, Roma, Shoxjahon (Geburtstagskind) und Aziz. Die anderen Namen erinnern wir nicht mehr. Die große Pfanne mit einem traditionellen usbekischen Gericht mit Hammelfleisch, Kartoffeln und Gemüse und Zwiebeln schmeckte prima. Immer wieder wurde uns Vodka angeboten und wir konnten uns nur mit Mühe davor retten. Während des Essens gingen schon drei Flaschen von dem hochprozentigen über den Tisch. Die Stimmung stieg und die Feier-Corona wurden nicht müde zu betonen, dass wir alle doch beste Freunde seien und wie großartig Usbekistan ist! Philip drang dann bald darauf, die illustre Runde zu verlassen, bevor das mit dem Alkohol noch eskaliert. Nach viel zu vielen Umarmungen ließen sie uns dann Gott sei Dank ziehen.

Als wir uns wieder angezogen hatten und die Motorräder starten wollten, kammen wir mit ein paar jungen Leute neben uns ins Gespräch, die über die Motorräder und unsere Herkunft mehr als nur eine Frage hatten. Die Gruppe bestand aus drei Männern und einer Frau um die 25 Jahre, die sich aber am Gespräch nicht beteiligte. Einer der Männer war Polizist und übersetzte, als seine Schwester eine Frage an Claudius hatte: „ Sie möchte wissen, ob Du sie haben willst?“ (Gemeint war heiraten). Im Spaß antwortete Claudius: „ Will sie mich denn überhaupt haben?“ … aber da die Richtung ja klar war, wartete Claudius die Antwort nicht ab, sondern machte sich schleunigst aus dem Staub. Mit einem breiten Grinsen in die Runde und einem kleinen Hupkonzert…. Wer hätte gedacht, dass man mit 50 noch so schnell Herzen brechen kann 🙂

Wieder auf der Landstraße lachen wir uns kaputt über unsere Erlebnisse am Badesee.

Aber das sollte an diesem Tag nicht die einzige Begegnung mit der Polizei gewesen sein: Als wir mit gut 100 Km/h (aber schön rechts!) die Polizei überholten, kam sofort aus dem Beifahrerfenster ein Daumen nach oben und die Sirene wurde zur Begrüßung angeschaltet. Sie hörte sich etwas amerikanisch an: „Wiu Wiu Wiu trööt trööt!“. Unglaublich, uns grüßt sogar die Polizei und dann auch noch mit der Sirene! 20 Minuten später machten wir dann am Wegesrand eine Dehydrations-Pause. Plötzlich saust der selbe Polizeiwagen an uns vorbei und startete erneut die Aktion mit der Sirene. Nachdem bei uns wieder alles verpackt war, nahmen wir die Verfolgung auf. Nach ein paar Kilometern hatten wir den Polizeiwagen eingeholt. Er begleitete wohl einen LKW, der immer mit ihm zusammen gefahren war. Kaum überholten wir den Convoy, ertönte zum dritten Mal die Sirene. Was für ein Schauspiel, die meisten Reisenden haben eher Angst vor der Polizei und uns grüßt sie gleich dreimal mit Dachdisco!

Unsere Motoren „klingeln“ seit dem letzten Tankstop übrigens wie der Schlitten vom Weihnachtsmann, wenn man etwas stärker Gas gibt. Der alte (goldbezahnte) Tankwart hatte uns wohl doch hinsichtlich der Oktanzahl nicht ganz die Wahrheit gesagt!? Zu diesem Zeitpunkt waren wir übrigens kaum mehr als 400 km von der Grenze zu Afghanistan entfernt.

In Samarkand angekommen, starten wir unser Abendprogramm nach einer Dusche, wie immer. Auf der Suche nach einem Geldautomaten, die Bündel sind ja schnell ausgegeben, lernten wir einen jungen Mann kennen, der uns über Deutschland interviewen wollte. Er war Kfz-Mechaniker und wollte in Deutschland für circa fünf Jahre arbeiten und dann zurückkehren, um dem eigenen Land etwas zurückzugeben. Er hat erst vor drei Monaten angefangen Englisch zu lernen und sprach schon jetzt fast fließend. Hut ab! Solche Leute können wir in Deutschland, wenn auch nur für fünf Jahre, gut gebrauchen!

Dann besuchten wir ein Highlight auf unserer Reise, nämlich den „Registan-Platz“. Er wird von drei Medressen (Koranschulen) eingerahmt und ist eine imposante Demonstration der Macht, der Kultur und der Größe des Islam im 16. Jahrhundert – damals liefen wir in Nordeuropa noch vielerorts mit Holzknüppeln durch den Wald. Wie es uns gefallen hat? Fotos sagen mehr als Worte – Gänsehautfeeling:

Am liebsten hätten wir in einem der Innenhöfe einer Medresse noch eine Zigarre geraucht. Verständlicherweise ist dort das Rauchen aber nicht gestattet. Beseelt und beeindruckt von dem Registan-Platz machten wir uns auf den Weg zurück in unser Quartier.

Dem geneigten Leser ist es sicherlich nicht entgangen, dass es in diesem Beitrag kein Wort über Defekte an den Motorrädern zu lesen gab. Claudius Maschine säuft zwar immer noch Öl, als wenn es das umsonst gibt, und sein Faltenbalg muss immer mal wieder mit etwas Silikon abgedichtet werden – aber das war es dann schon. Schön auf Holz klopfen, dass das so bleibt. Wir haben nix dagegen!

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Armin

    Vielen Dank für die Story. Immer ein Erlebnis. Seit froh das nicht der US Präsident sich angekündigt hatte. Dann hätten sie euch ne Woche weggesperrt. 🙂 Gute Fahrt weiterhin.

  2. Johannes

    Wahnsinn..,. Unglaublich!!! Weiterhin alles gute für Euch und gute Fahrt!!! ?

  3. Kai

    Eine Wegbeschreibung zum Hotel in Xiva hätte untet Umständen nicht gereicht ?

  4. Anton

    Very, very nice, Eure Tour wird immer besser, jetzt schon Polizeieskorte und Heiratsantrag, ihr arbeitet Euch nach oben Jungs! Als nächstes erwartet Euch vielleicht ein fliegender Teppich odet die Höhle von Ali Ababa -:). Aber im Ernst, super Tour in eine fremde, riesige Terra inkognita. Raumschiff überflüssig. Andere Galaxien gibt es auch auf unserem Planeten. Weit so viel gute Laune und Kreativität!

  5. Alexandra

    Danke für die, wieder einmal, detaillierte und schöne Berichterstattung…fast als wäre man ganz in eurer Nähe! Die Bilder sind absolut unglaublich und umwerfend! Und fast jeden Tag erwarten euch neue „Abenteuer“… Seid ihr noch im Zeitplan? Ganz liebe Grüße aus dem 12 Grad frischen Schenefeld

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