Tage 2-5 Türkei

Tag 2

war ein weiterer Vorbereitungstag. Wir haben noch mal in aller Ruhe das Gepäck sortiert, alle elektrischen Geräte aufgeladen, die Motorräder vollgetankt und noch ein paar Nachschlüssel von Philips Motorrad machen lassen. Ansonsten haben wir den Tag mit einem schönen Mittagessen am Strand mit anschließender Zigarre und Cocktail zwei Bars weiter verbracht.

Tag 3

Der dritte Tag ist nun der erste echte Motorradtag. Von unserem Hotel in Varna waren es nur ca. 200 km bis zum Grenzübergang in die Türkei.Der Grenzübergang in die Türkei kostete uns etwa 1,5 Stunden. Station 1 war die Ausreise aus Bulgarien, das verlief problemlos. Die Einreise in die Türkei war da etwas komplexer. Zunächst mussten alle Fahrzeuge (gegen Gebühr) durch ein „Desinfektionsanlage“. Wir stellten uns schon auf eine unangenehme Dusche ein, aber Motorräder mussten zum Glück nur durchfahren und wurden nicht „beregnet“.

Die weitere Fahrt war eher unspektakulär. Industriegebiete und Agrarlandschaften wechselten sich ab. Die zahlreichen Rapsfelder erinnerten fast an Mecklenburg-Vorpommern. Je weiter wir nach Osten kamen, umso hügeliger wurde es – was auch das fahren abwechslungsreicher machen.

Auf den insgesamt gut 400km an diesem Tag hatten wir unerwartet viel Seitenwind. Wir waren selber sehr verblüfft – so mitten auf dem Land. Seit dem wissen wir, dass man auch ohne Kurven mit guter Schräglage fahren kann 🙂 So war das Fahren recht anstrengend und wir machten in einem kleinen Städtchen namens Vize gegen 15:30 eine späte Mittagspause mit Pita, Ayran und Tee.

Für diesen Tag hatten wir kein festes Ziel und haben dann gegen 18:00 via Google uns ein Hotel in der Nähe unseres Standortes gesucht. Dazu hielten wir an eine Pumpstation an, wo wir auch so gleich die Aufmerksamkeit des dort wachhabenden Menschen erregten. Er kroch Philip quasi über die Schulter vor Neugier und „glotzte“ mit Philip zusammen auf Handy und Navi. Claudius versuchte ihn abzulenken und lies sich die Pumpstation schnell mal zeigen. Wir können verraten – so spannend war das nicht.

Das ausgesuchte Hotel war nur 15 Minuten entfernt und dort angekommen, waren wir von unserer Wahl begeistert. Das „Anwesen“ war ein alter Bauernhof, der zu einem Hotel umgenutzt wurde. Es gab nur wenige Gäste. Neben 2 Pärchen war noch eine „Yoga-Seminargruppe“ mit uns im Hotel. Wir konnten die Yoga-Vibes förmlich spüren – die Gruppe berührte beim gehen kaum den Boden. Nach dem Abendessen haben wir uns bei einer Abendzigarre im Hof mit einem Pärchen sehr nett Unterhalten. Murat und Eda aus Istanbul, die sich in dem kleinen Resort ein verliebtes Wochenende machten. Zudem gesellte sich auch noch der Koch des Hotels zu uns, der früher einmal im Vapiano in Köln gezaubert hatte. Mit ihm haben wir uns eher mit Händen und Füßen unterhalten, währen Murat und Eda ein hervorragendes Englisch sprachen.

Tag 4

Am nächsten morgen sind wir um 7:00 aufgestanden und haben die Motorräder vor dem Frühstück beladen. Vor uns lagen wieder gute 400km bis zum Yedigöller Nationalpark, wo man sehr schön Campen können sollte. Kurz nach dem Start war Tankstopp angesagt und kaum waren wir abgestiegen, verloren wir fast das Gehör, als der Muezzin zum Gebet via Lautsprecher dröhnte. Der routinemäßige Ölcheck ergab, dass Claudius Maschine bis auf Minimum war und wir erstmal der alten Dame etwas goldenen Saft einflößen durften. Auch bei Philips Maschine haben wir dann etwas nachgefüllt. Bei der Abfahrt fiel Philip dann noch der Totalausfall seiner Blinker auf – geht aber auch mal ohne, vor allem in der Türkei, wo Blinken eher als optische Belästigung gilt. Dem regeltreuen Deutschen ist die Fahrtrichtungsanzeige mittels Handzeichen nur ein geringer Trost – funktioniert, kann aber auch einfach weggelassen werden.

Über das Interkom waren wir uns einig: „Istanbul zieht uns schon seit Tagen magisch an“. Wir fahren heute von Europa nach Asien – NACH ASIEN – das hört sich total schräg an!!! Für die geografisch nicht so sattelfesten unter Euch: Der Bosporus, eine Meerenge, die das Schwarze Meer mit dem Marmarameer / Mittelmeer verbindet ist mitten in Istanbul und bildet die geografische Grenze zwischen Europa und Asien. Istanbul eine 15-Millionen-Metropole, gegen die Berlin wie ein netter Vorort wirkt, hatte uns bezüglich des Straßenverkehrs im Vorfeld einiges an Respekt abverlangt. Wir fuhren am Sonntag vormittags mit mäßigem Verkehr auf 6-spurigen Autobahnen mit nur sehr mäßig viel Verkehr eher entspannt durch die Häuserschluchten von Istanbul. Auf der Bosporusbrücke (oder auch Brücke der Märtyrer) hatten wir beide etwas Gänsehaut auf dem Rücken.

Welcome to Asia. Goodybe Europe.

Unser Tagesziel, der Yedigöller Nationalpark erreichten wir gegen 18:20 Uhr. Der Weg dorthin führte über kleine uns kleinste Straßen, die zum Teil unbefestigt waren. Der Nationalpark liegt in den Bergen nördlich von Bolu. Wir mussten einen Pass von mehr als 1600m überqueren und sahen an den Straßenrändern noch vereinzelt Schnee.

Am Campingplatz kamen wir eigentlich viel zu spät an. Der Aufbau der Zelte erfolgte bei letztem Büchsenlicht. Da wir noch nicht gegessen hatten, wurde im Dunkeln angefangen das Kochequipment zum Leben zu erwecken. Mit einer Hand die Handylampe haltend, versuchte Philip den Omnifuel-Kocher in Gang zu bringen. Philips Laune kam dem Nullpunkt beängstigend nahe, bis er daran erinnert wurde, dass man doch eine obszön teure Stirnlampe in in der Vorbereitungszeit erworben hatte. Tadaa – mit freien Händen und bestem Licht stieg erst die Laune und dann die Temperatur des Nudelwassers. Spirali (oder Spirelli – egal Nudeln) mit Pesto – voila.

Tag 5

Nach einer bitterkalten Nacht kochten wir unseren ersten Instant-Kaffee in unseren neuen „Goodbye-Comfortzone“-Bechern. Ein junger Mann auf dem Weg zu seinem Zelt kam bei uns vorbei und bot uns spontan von seinem Selbstgebackenen an. An diesem Morgen war dies unser einziges Frühstück.

Da Philips Tank bereits auf Reserve war, nutze er die Gelegenheit einen Blick auf die ausgefallenen Blinker zu werfen. Dazu musste jedoch der Tank vom Motorrad – darunter verbirgt sich nämlich die entsprechende Technik. Kurzerhand wurde das Blinkerrelais gewechselt, was aber den Fehler noch nicht beheben sollte. Eine fehlerhafte Steckverbindung war der Übeltäter. Mit etwas WD40 und einem Kabelbinder wurde dem Fehlerteufel der Gar ausgemacht. Philip konnte vor Freude gar nicht mehr aufhören zu Blilnken.

Die Körperhygiene wurde wegen Reparatur und Zusammenpacken dann ersatzlos gestrichen für diesen Morgen.

Atemberaubend schön geschwungene Landstraßen brachten uns heute nach nur ca. 150km nach Safranbolu (bekannt für den Safrananbau). Aber wir knackten die 1.000 KM-Marke. Wie üblich hier in der Türkei, waren die Straßen von wenigen Fußgängern, sehr vielen Hirtenhunden, einigen Kühen, einer Landschildkröte, einer Eidechse und vor allem unzähligen Schlaglöchern bevölkert. Nur ein Tankstop mit erneutem Ölauffüllen bei Claudius zerbrach die Idylle, denn eigentlich sind 1 Liter Öl auf 1.000km etwas zu viel Verbrauch. Wir werden das im Auge behalten!

In Safranbolu hat uns wiederum Tante Google ein Hotel empfohlen, das alle Erwartungen übertraf! Orientalische Idylle für 30 Euro pro Nacht. Zur Begrüßung, noch bevor wir das Gepäck auf die Zimmer bringen konnten, lud uns der Herrbergsvater zu einem Kaffee ein. Schon dort fiel uns die penible Sauberkeit des Hauses auf. In das Obergeschoss darf man nicht mit Schuhen. Gut, das dürfen wir zu Hause ja auch nicht.

Nach dem schmalen Frühstück und ohne Mittagessen knurrte uns der Magen und wir machten uns nach einer ausgiebigen Dusche auf den Weg in die historische Altstadt. Claudius hatte schon den Hamam entdeckt und ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass wir diesen auf jeden Fall noch besuchen werden. Nach einem guten Abendessen, sollte der Spass beginnen:

Ein Hamam ist ein traditionelles Badehaus. Dort werden auch Männer und Frauen strikt getrennt. Zuerst entledigt man sich seiner Kleider, um dann nur mir einem Handuch um die Lenden in die Sauna zu gehen. Dort wird ersteinmal 10-15 Minuten der Körper auf Temperatur gebracht. Im Anschluss wurden wir einzeln auf einer Liege zunächst mit warmen Wasser übergossen und dann mit einem rauhen Handschuh abgeschrubbt. Darauf folgte das Einschäumen, indem ein großer Sack mit Schaum auf uns entleert wurde. Eine Prozedur zwischen Massieren und Waschen. Am Ende werden noch mal Unmegen Wasser über einem ausgeschüttet, um die Seife abzuspülen. Der „Behandelnde“ war wie man sich das im Film nicht besser hätte ausdenken können: Ein Türke mitte 50, Glatze, statlicher Oberlippenbart, viel schwarzes Brusthaar und auch nur mit einem Laken um die Hüfte bekleidet. Nach ca. 1 Stunden waren wir mit dem Programm durch und wurden beim Gehen noch mit vielen Tips versorgt.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Kai

    Noch viel Glück und tolle,einmalige Erlebnisse und Momente, wir fiebern mit! Gruß, Kai

  2. Armin

    Das sind ja schon Erlebnisse die ersten Tage. Weiter so 🙂

  3. Anton

    Super, besonders Eure Hamam-Bekleidung! Sehr schick und kleidsam -:)
    Hoffentlich kommt Ihr unterwegs noch oft ordentlich ins Schwitzen und habt imme genug Benzin im Tank ?

  4. Peter

    ….falls mal wieder etwas kaputtgeht….ruft mich an, wenn es schiefgehen soll…… 🙂

  5. Carlo

    Wow ? tolle Berichterstattung von Euch … starke Bilder (Hamam auch bei mir vorne ? – ihr seht wunderbar zerknautscht aus) .. Genießt es auf Euren „Böcken“ und weiter schöne Erlebnisse .. ich bin gespannt und sende viele Grüße aus der Heimat ??

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