Tage 30-38 / Auf nach Malaysia

Tag 30 / 25. September 2024

Geweckt werden wir heute von den Tauben, die in der abgehängten Zwischendecke über uns nisten. Es trappelt, flattert und man glaubt sogar die Küken rufen zu hören. Es ist nur ein halbschöner Gedanke, wenn man direkt über dem Bett „fliegende Ratten“ hat und wir auch wirklich nicht davon ausgehen können, dass die Zimmerdecke luftdicht abschließt. Aber sowas muss man in Asien einfach ausblenden und ertragen können.

Beim Frühstück geht es tierisch weiter: Wie wäre es heute denn mal mit getrockneten kleinen Fischen?

Wir entscheiden uns nach reiflicher Überlegung und intensiver Abstimmung doch lieber für Toast mit Marmelade und schwarzem Kaffee. Während des Frühstücks beantworten wir einige E-Mails und buchen dann auch direkt noch den Rückflug von Kuala Lumpur zurück nach Hamburg. Zwischenzeitlich steigen die Preise. Ist ja klar, wenn der Flug nicht mehr weit in der Zukunft liegt. Wir bleiben unserer „Lieblings-Airline“ treu. Es geht wieder mit Turkish Airlines über Istanbul zurück in die Heimat. In Istanbul werden wir entspannte 4 Stunden Aufenthalt haben. Dieser Flughafen ist für uns mittlerweile zu einem zweiten Zuhause geworden, sind doch die meisten unserer „Tour-Flüge“ über Istanbul gegangen.

Im Anschluss heisst es umziehen und „Malaysia wir kommen!“.

Wir kaufen nochmal einen kleinen Vorrat an Getränken ein, falls es an der Grenze länger dauern sollte. Grenzübergänge haben ja immer einen besonderen Charme. Wenn man nach 1 Stunde durch ist, ist das schnell. Und dann ist immer die Frage, ob man unter einem Dach warten darf oder in der prallen Sonne.

Aber heute ist es im besten Sinne alles anders: Es gibt bei der Einreise nach Malaysia sogar eine eigene Fahrspur nur für Motorräder. Gut 1,5 Meter breit und mit richtigem gelben Bordstein. Wir werden überall durchgewunken. Nur beim Zoll müssen wir noch unsere Carnets de Passage (Zollversicherung) abzeichnen und abstempeln lassen. Die Chefin, die uns auf Socken empfängt, hat ein eigenes Büro, das überhaupt kein Tageslicht verfügt – aber dafür herrlich klimatisiert ist. Wir fragen, ob wir die Schuhe ebenfalls ausziehen sollen? Sie signalisiert uns, dass das nicht nötig sei, aber wir wollen besonders höflich sein und ziehen unsere Stiefel aus. Claudius freut sich ja immer, wenn er die Stiefel ausziehen kann.

Die Zöllnerin holt eine laminierte Arbeitsanweisung für das Ausfüllen von Carnets heraus. Richtig umsetzen kann sie das aber nicht, eigentlich garnicht! Wir müssen ihr erklären, wie das geht. Philip übernimmt. Er hat vom letzten Mal in Nepal was gut zu machen. Zur Erinnerung: Philip erklärte mit dem Finger auf dem Formular dem Zöllner, wo er unterschreiben soll, denn der hatte keine Ahnung und keine Arbeitsanweisung. Am Ende hatte Philip nur leider den Finger an der falschen Stelle gehabt und das sorgte dafür, dass wir in Kathmandu einen ganzen Tag zwischen den Behörden und der Polizei mit unserem Agenten hin und her laufen mussten, um die Situation zu erklären und um Korrektur zu bitten.

Diesmal ist Philip aber um Längen besser als in Nepal: die Zöllnerin ist von der Unterstützung begeistert. Deshalb bietet Philip ihr danach an, ihren Job zu machen und dass sie mit Claudius weiterfährt. Das war ein für sie in Bezug auf Claudius ein sehr verführerisches Angebot…am Ende schlug sie es aber aus, weiß der Teufel, aus welchem Grund!?

Dieser Grenzübergang war dann in Rekordzeit von kanpp 30 Minuten erledigt. Als wir aus der Grenzanlage herausfuhren, fühlen wir uns wie zurück in der westlichen Welt. Die Straßen sind makellos und die Autos sind relativ neu. Keine fahrenden Schrotthaufen mehr auf den Straßen, auch die LKW´s machen einen verkehrstüchtigen Eindruck. Wenn man auf der Autobahn überholen möchte, blinkt man ganz brav vorher und auch zum einscheren wieder. Oft grüßen wir Leute, die auf der Ladefläche sitzen und auch hier wird freundlich mit erhobener Hand zurück gegrüßt.

Nach kurzer Fahrt haben wir Hunger und steuern auf einem Rastplatz ein Fastfood-Restaurant an. Die Burger bei „ramley.com“ sind nicht gut, aber dafür ziemlich scharf. Wir sind sehr glücklich, dass man wieder mit Visa bezahlen kann, denn wir haben ja noch kein Bargeld in Landeswährung. Die Währung hier in Malaysia heißt „Ringit“.

Nach dem Lunch haben wir nur noch ca. 1 Stunde Fahrt vor uns und wenig später sitzen wir in unserem Apartment in George Town. Wir sind mit unserer Wahl zufrieden: 91 m² über zwei Ebenen im 15. Stock mit Blick auf Stadt und in der ersten Reihe auf das Wasser. Kostenpunkt pro Nacht nur 45 EUR.

Selbst in dieser Höhe erreichen uns bekannte, fast schon heimelige Töne. Der Muezzin ruft über Lautsprecher zum Gebet. Dies aber für muslimische Verhältnisse in sehr moderater Lautstärke. Wie oft haben wir diesen Ruf zum Gebet in muslimischen Ländern wie der Türkei, Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan gehört. Es ist für uns quasi exotisch und gleichermaßen vertraut. Insbesondere Claudius hört es sehr gerne – jeder hat so seinen eigenen Musikgeschmack. Der Islam ist in Malaysia die Staatsreligion. Etwas 60% der Bevölkerung gehören dem Islam an.

Selbst auf den letzten 100 km vor der Grenze sah man schon in Thailand wieder mehr Muslime auf der Straße. Fährt man noch weiter nach Indonesien ist der Anteil knapp 90 %.

Abends fahren wir mit dem Taxi (hier über die App „Grab“) in die Altstadt. Aus kolonialen Zeiten gibt es hier noch sehr schöne alte Gebäude und die Altstadt ist durchzogen von vielen Kneipen und Restaurants.

Den Abend runden wir, wie schon gelegentlich, mit einer Fuß- und Beinmassage ab. Dann geht es mit dem „Grab“ zurück ins Apartment.

Tag 31 / 26. September 2024

Frühstück müssen wir uns heute in unserem Serviced-Apartment selbst machen. Aber wir haben
mit den feinsten Sachen vorgesorgt: Es gibt ungetoastetes Toastbrot mit Nutella. Als wir schon 100 km entfernt sind, schreibt uns die Apartmentverwaltung, dass wir noch eine Flasche Orangensaft und eine Flasche Cola im Kühlschrank gelassen haben. Ob wir die wohl noch haben wollen? Klar, Sie können Sie uns ja per E-Mail hinterher schicken! Aber Spaß beiseite, das ist wieder mal ein Beweis wie herzlich, gewissenhaft und ehrlich die Menschen in diesen Teilen der Welt sind, wo man als Europäer von vornherein eher skeptisch ist.

Weiter geht es auf den Straßen, auf denen Motorräder endlich keine unterste Kaste mehr sind. Auf dem Expressway müssen Motorräder keine Maut bezahlen. Extra dafür gibt es immer eine eigene Spur für Motorräder, auf der man um die Schranken herumführt. Für den Fall eines Regengusses gibt es sogar überdachte Unterstellmöglichkeiten für Zweiradfahrer. Oft sieht man ein ganz offizielles Verkehrsschild mit einem Motorrad und einem aufgespannten Regenschirm. Meist sind diese Unterstände Brücken, an denen die Leitplanke unterbrochen ist, so dass Motorradfahrer und ihre edlen Karossen dort Unterschlupf finden.

Beim nächsten Tankstop schnappt sich Philip versehentlich die „falsche“ Pistole und wir tanken das erste Mal die Mopeds mit 97 Oktan voll. Man merkt es schon, zumindest bilden wir uns ein, dass insbesondere im unteren Drehzahlbereich die Maschine ruhiger und etwas kraftvoller läuft. Fortan greifen wir bewusst gleich nach 97 Oktan. Bei knapp 1 Euro pro Liter ist das auch Finanziell zu rechtfertigen.

Gut, dass wir den high-performance Saft im Tank haben. Nach einer eher öden Zeit auf der Autobahn geht es nun in herrlichen Kurven hoch in die „Cameron Highlands“ Der höchste Punkt liegt bei über 2.000 m. Bei etwa 1.400 m setzt fast unvermittelt starker Regen ein und wir sind gezwungen, bei einem Restaurant einfachster Machart einzukehren und Unterschlupf zu suchen. Solange der Regen noch anhält, pfeifen wir uns einen schrecklich süßen Kaffee rein. Der Besitzer des kleinen Lokals interessiert sich sehr für unsere Motorräder und stinkt dabei unglaublich vor sich hin! Wir hoffen, dass der Regen bald nachlässt. Das Tal kann man aber vor lauter Wolken nicht mehr sehen. Wahrscheinlicher ist es also zu diesem Zeitpunkt, dass wir am Ende hier in gelber Regenkluft vom Hof reiten. Guckt euch mal die Wettervorhersage in Form des nächsten Fotos an.

Dann hört es plötzlich kurz auf…. und fängt wieder an….

Jetzt starten wir den „Mopeten-Maskenball“: Claudius will ohne Regenkombi fahren. Philip hingegen will zumindest bei 23° (er friert) seine graue Regenjacke überziehen und keine (Regen-)Hose. Endlich ist eine gescheite Entscheidung gefallen! Als wir gerade auf die Motorräder steigen wollten, fing es wieder an wie aus Eimern zu schütten.
Also macht der Claudius den Lauten und ordnet an, dass wir jetzt die gelben Regenkombis anziehen, und zwar mit Hose und Jacke. Philip fragt sich noch, wie lang das nötig sein wird, weil der Regen schon wieder nachlässt. Ungelogen keine 500 m weiter war die Straße knochentrocken und wir zogen uns wieder aus….halt Maskenball! Claudius wurde dann auch wieder deutlich leiser…

Dann kamen wir nach endlosen Kurven und sicherlich 100 überholten Fahrzeugen in den „Cameron Highlands“ an. Diese Berglandschaft ist Bestandteil eines Bergrückens, der sich eigentlich von Norden nach Süden durch ganz Südostasien zieht. Ursprünglich sicherlich vor dem Tourismus mal ein sehr beschauliches, idyllisches Plätzchen.

Die britischen Besatzer und auch später deren Nachkommen, die vornehmlich die Plantagen dort betrieben, wussten das kühle und deutlich trockenere Klima in der Höhe sehr zu schätzen. Überall sieht man noch Gebäude aus dieser Zeit, allerdings in der Regel etwas heruntergekommen.

Erstmal mussten wir ein ganzes Stück durch die Bergwelt fahren und wir waren ehrlich gesagt halbwegs geschockt. Nichts hier hatte was mit der romantischen Vorstellung von „Highlands“ gemeinsam. Man fährt an riesigen Gewächshäusern vorbei, in denen Lavendel, Erdbeeren und Blumen angebaut werden. Chinesische Busladungen werden hier durch die landwirtschaftlichen Showbetriebe mit den angeschlossenen Shops geschleust. Mitten im Idyll stehen bis zu 15-geschossige Wohntürme herum. Natürlich entsprechend asiatisch-schrottig. Auf der einzigen Durchgangsstraße herrscht Dauerstau und Abgase verpesten die Luft. Gut, dass wir uns mit den Motorrädern nicht hinten anstellen müssen!

Fragt uns bitte nicht, wie Philip es geschafft hat, aber das Hotel, das er ausgewählt hat, ist mit Abstand (und wir meinen mit richtig großem Abstand) das günstigste und vor allem ordentlichste  Hotel, das wir innerhalb der letzten Stunde gesehen haben. Thank God, it’s Philip!

Am späten Nachmittag laufen wir die knapp 10 Minuten ins Stadtzentrum und kehren bei einem Indischen Restaurant ein. Sehr lecker und auch sehr scharf! Deshalb brauchen wir zum abkühlen unbedingt noch eine Fußmassage… business as usual.

Den Abend verbringen wir wegen des sehr späten Mittagessens/frühen Abendessens im Hotel bei einer Zigarre. Wir sitzen draußen und tragen das erste Mal auf der Reise eine Fleecejacke. Seit Wochen ist es das erste mal wieder nur frostige 18°C. Bei diesen europäischen Temperaturen und europäischer Luftfeuchtigkeit atmen wir richtig auf. Wir kommen im Gespräch auch auf unser Lieblingsthema: Malayen können absolut nicht Auto fahren. Sie schleichen fürchterlich, können nicht überholen, fahren gerne in ihrer Spur nicht in der Mitte oder direkt über den Mittelstreifen. Mit anderen Worten behindern Sie alles und jeden. Aber da jeder hier so bescheuert fährt, regt sich keiner auf und es geht sehr friedlich zu. Gehupt wird nie …. außer wenn uns mal der Kragen platzt! Wir sind sowieso auf der ganzen Reise immer die schnellsten auf den Straßen. Das liegt nicht daran, dass wir so rasen, es liegt an der unerträglich gemächlich Fahrweise der Südostasiaten. Außerdem ist es sicherer, selbst zu überholen, als von den Pfeifen eventuell mit mangelnder Übersicht überholt zu werden. Wir sprechen hier übrigens nur von Autos. Die Roller sind sehr flink und überholen rechts und links, wie es ihnen gerade passt ohne Rücksicht auf Verluste. Meist sind die Fahrer in Gummisandalen und ohne Helm unterwegs. In niedrigeren Lagen ziehen Sie sich in der Regel eine Jacke verkehrt rum an (wie eine Zwangsjacke), um einen Schutz gegen die Sonne oder Regen an den Armen zu haben. Das sieht immer etwas lustig aus. Man kann sich nie sicher sein, von wo ein Moped heranschließt. Gut, dass die Dinger nicht auch noch fliegen können und von oben angreifen!

Tag 32 / 27. September 2024

Heute heisst es aufstehen um 7:00 Uhr und um schon um 7:30 Uhr frühstücken wir unser „analog Frühstück“.

Dann fahren wir mit dem Motorrädern zum verabredeten Treffpunkt. Wir haben nämlich eine Tour durch die Highlands gebucht. Unser Fahrer scheint ganz pfiffig zu sein und los geht’s. In unseren orangefarbenen Landrover/ Baujahr 1986, steigen außer uns noch vier junge Damen mit Kopftuch. Claudius versucht natürlich gleich auf Freundschaft zu machen und flötet auf Englisch ein „Good morning, ladies!” Die Antwort fiel etwas weniger als mau aus. Die haben wohl an Kommunikation kein Interesse, zumindest nicht mit uns!?

Der erste Stopp ist dann tatsächlich schon auf eine Höhe von 2.000 m. Hier liegt der „Mossy Forest“. Auf dem höchsten Teil eines Berges sind die Bäume komplett mit Moos bewachsen. Hierdurch führt ein kleiner und matschige Trampelpfad oder Kletterpfad, der tatsächlich nicht anspruchslos ist. Ein Botaniker hätte sicherlich frohlockt über diese ganz besondere Flora. Bei uns hielt sich die Begeisterung allerdings in Grenzen.

Mit unserem Fahrer haben wir uns sehr gut verstanden. Dieser junge Malaye mit indischen Wurzeln war extrem sympathisch und hat uns auch keinen Quatsch erzählt. Über seinen alten „Landi (Ländi)“ kamen wir ins Gespräch über den Verkehr und letztendlich auch auf das Hupen. Aus Laos, Kambodscha und Thailand haben wir mitgebracht, dass man die Hupe sehr regelmäßig einsetzt. Insbesondere um anderen zu sagen, dass man da ist und sie aufpassen mögen, also eine Form der nonverbalen Kommunikation ohne bösen Unterton.

Unser Freund erklärte uns daraufhin mit einem breiten Grinsen, dass in Malaysia das Hupen nur eine einzige Aussage trifft: „I want to fight!“ …. Okay, das erklärt die eine oder andere Reaktion auf das auch bei Claudius zwischenzeitlich deutlich reduzierte und angepasste Hupverhalten.

Aber auch über den „Mossy Forest“ gab es einiges zu lernen. So sehen und probieren wir noch wilden Ingwer und Citronella, das wie Orange duftet und in Moskitos-Sprays verarbeitet wird.

Unser Guide ist ganz schön schlau und fährt an allen Fotospots vorbei, so dass wir den kleinen Pfad als erste Gruppe an diesem Morgen durchstolpern konnten. Danach kommen noch mehrere Land Rover mit viel zu vielen Touristen. Dieser erste Stop war zwar ganz nett, aber für unsere verwöhnten Geschmäcker eher langweilig. Nun gut, mitgenommen haben wir es.

Weiter geht es im Auto circa 15 Minuten wieder bergab bis zu einer Teeplantage. Die Hänge, voll mit Teebüschen, sind wirklich imposant. Die Plantage war die erste in Malaysia und ist bis heute seit 95 Jahren noch in britischer Hand. Die Plantagenbetreiber scheinen aber sehr beliebt zu sein, weil sie die Leute gut bezahlen und gut behandeln. Für die körperlich sehr harte Ernte aber werden aus Nepal billigere Arbeitskräfte angeheuert.

Rund um die Plantage ist zwischenzeitlich ein sehr gut organisiertes Besucherzentrum gebaut worden. Es gibt ein Restaurant, einen Werksverkauf und auch ein kleines Informationszentrum zur Geschichte der Anlage. Philip kauft sogar zwei Teesorten. Die Anlage ist (leider) sehr auf die Bedürfnisse von asiatischen Touristen abgestimmt. Aber genau diese asiatische Touristen schleppen hier in Plastiktüten dutzende Teepakete raus, als wenn es Toilettenpapier während Corona sei.

Mit einem extra Ticket hätte man auch noch die Fabrikation besichtigen können. Dies dauert dann aber mindestens eine Stunde und soviel Zeit hatten wir da nicht vor Ort. Außerdem erschien uns diese Show-Fabrik auch nicht sonderlich groß. Das kann man sicherlich bei Youtube auch ansehen.

Anschließend geht es zu einer weiteren Attraktion in den Highlands, nämlich zu einer Erdbeerplantage. Überall in den Tälern sieht man die mit Plastikfolie bespannten Dächer. Hier kann man selbst Erdbeeren pflücken und sich daraus zum Beispiel einen Shake machen lassen.

Diese Erdbeerfarm ist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, dass wir beide Sachen unterschiedlich lösen:

Claudius und Philip laufen die Treppen zu den Erdbeeren runter und stellen fest, dass praktisch nichts mehr an den Sträuchern hängt. Claudius dreht sofort um und kauft sich einen fertigen Erdbeershake. Philip beißt sich durch und kommt mit einer traurigen Auslese von 125 g nach 10 Minuten wieder hoch. Das sind 15 Erdbeeren und bei Gott nicht die schönsten auf diesem Planeten, klein und teilweise noch grün. Am Ende kauft auch er sich dann doch genauso wie Claudius ein Erdbeershake. Wir gehen die Themen einfach anders an! Geschmeckt haben die Erdbeeren aber trotzdem – oder sogar deswegen?

Gegen 13:00 Uhr sind wir wieder im Hotel und machen uns fürs Mittagessen schick. Im „Fathers Guesthouse“ laufen übrigens alle auf Socken herum. Das liegt daran, dass im Inneren Schuhe verboten sind. Da hier fast jeder eine kürzere oder längere Wandertour durch den Matsch macht, macht das umso mehr Sinn. Ist aber trotzdem ein komisches Gefühl auf Socken im Fahrstuhl zu stehen. Und so gerne Claudius ja seine Stiefel auszieht, so ungerne läuft er ohne Schuhe herum.

Mittags gehen wir wieder zum selben Inder, bei dem wir schon am Vortag sehr gute Erfahrungen gemacht hatten. Etwas nervig war, dass immer das selbe Lied in Dauerschleife gespielt wurde. Philip bat den Kellner um Abhilfe. Er war auch sehr verständnisvoll und plötzlich erklang der nächste Song, nämlich „Ma Baker“ von „Boney M.“…. nun gut, dieses Lied haben wir uns dann in Dauerschleife fast eine halbe Stunde angehört, ohne erneut zu protestieren.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, einen Bericht zu finalisieren. Abends wurde anschliessend im „Rain-Forest-Restaurant“ noch einen halbwegs saftiger Burger vernichtet.

Tag 33 / 28. September 2025

Gerade als wir losfahren wollen, stellt Philip fest, dass es aus seiner USB-Steckdose am Lenker verdächtig raucht. Das soll die mal nicht machen! Also schnell die Maschine ausmachen und nachsehen. Die „Reparatur“ ist relativ einfach pragmatisch, das Ding wird einfach abgeschnitten und mit Klebeband abisoliert. Ein Kabelbinder hält das abgeschnittene Kabel anschließend in Position. Gut, dass er das rechtzeitig entdeckt haben, weil unweit dieser Steckdose die ganze Elektrik in der sogenannten „Keksdose oder Brotdose“ (Scheinwerfergehäuse) sitzt. Mit 5 Minuten Verzögerung können wir starten.

Aus den Cameron Highlands führen auch wieder unzählige Kurven ins Flachland. An den vielen Kurven haben wir an diesen kühlen Morgen in den Bergen viel Spaß, Claudius sogar bis der Ständer auf der Strasse schleifte. Je tiefer wir kommen, desto heißer und feuchter wird es wieder. Unten sind wir dann wieder bei über 30 °C/ 90% Luftfeuchtigkeit angekommen.

Besonders bleibt uns von diesem Streckenabschnitt ein Verkehrsschild im Gedächtnis. Hier wird davor gewarnt, dass Tapire die Fahrbahn kreuzen könnte. Leider konnten wir das Schild an dieser unübersichtlichen Stelle nicht fotografieren. Deshalb gibt es das Schild jetzt aus dem Internet:

Nett war auch die Begegnung mit 30 malayischen Bikern, die mit lautem Getöse uns von hinten einholten und an einer roten Ampel den Kontakt suchten. Als die Ampel wieder auf Grün sprang, blieben wir stehen und alle konnten uns abklatschen. Die Fans wollen das eben so – kennt ihr ja.

Dann kam eine Phase des Durchhängens. Wir hatten, obwohl es schon 15:00 Uhr war, immer noch keine gute Idee für ein Hotel. Ziel war eigentlich eine Insel vor der Westküste. Am Hafen bekamen wir aber zu hören, dass nur Personenfähren da rüber fahren. Wir lassen uns nicht abschütteln und finden letztendlich einen Spediteur, der im Industriegebiet eine kleine Cargo-Fähre betreibt. Leider haben wir am Samstag aber die letzte Fähre knapp verpasst. Einem LKW-Fahrer ging es genauso und so versuchten wir gemeinsam den Betreiber zu überreden, dass er doch ein drittes Mal an diesem Tag fährt. Überreden zwecklos. Erst am Montag geht die nächste Möglichkeit.

Also machen wir uns auf den Weg in die Stadt, um uns irgendwo eine Erfrischung reinzuziehen und einen neuen Plan zu schmieden. Unsere Wahl fällt auf „Subways“.

Auch hier wollte uns kein Geistesblitz treffen. Und die Unterkünfte in der direkten Umgebung waren auch wenig ansprechend.

Nachdem wir alle Hotels im Umkreis von 100 km im Netz angesehen haben, kommen wir zu dem Schluss, dass das hier eine einzige Katastrophe ist. Malaysia zeigt sich für uns zumindest heute in keinem guten Licht. Schlussendlich müssen wir aber irgendwo schlafen und buchen eines der teuersten Hotels am Platz. Pro Zimmer kostet der Spass 65 EUR. Für deutsche Verhältnisse günstig, für hiesige Verhältnisse, aber eine richtige Stange Geld.

Das Haus war früher sicherlich mal sehr chick, ist aber mittlerweile doch einigermaßen in die Jahre gekommen. Aber vom Standard her sind wir auch in den letzten Wochen nichts besseres gewohnt gewesen. Bleibt also nur das Preis-Leistungs-Verhältnis, was suboptimal ist. Immerhin hat es einen Pool.

Zunächst gehen wir in den Pool, der leider überhaupt keine Abkühlung ist. Das ist bei diesem Klima ganz normal. Poolheizungen kennen wir ja, aber eine Kühlanlage für einen Pool wäre hier schön.

Da Malaysia wie schon geschrieben überwiegend muslimisch ist, wird auch sehr angezogen gebadet. Selbst die Männer haben mindestens ein T-Shirt und eine Dreiviertel-Hosen an. Frauen baden auch mit Kopfbedeckung. Ob es wohl Ärger gibt wenn wir „halbnackt“ mit Badehose baden??

Am frühen Abend laufen wir die Promenade entlang. Uns fällt auf, dass hier alles ziemlich heruntergekommen ist. Im Norden war alles moderner. Dann hat Claudius noch seine Schutzfolie beim Handy erneuern lassen. Kostenpunkt keine 5 Euro, das war ein gutes Geschäft. Hätte er das in Hamburg machen lassen, wäre er ein Vielfaches davon losgeworden.

In Anbetracht der Alternativen entscheiden wir uns im Hotel zu Abend zu essen. Bei der Bestellung gibt es schon den ersten Lacher: Kein Bier für Philip, weil dies ein muslimisches Hotel ist! Der zweite Spaß kam bei dem Penne-Pesto-Salat auf, der aber nicht einen einzigen Spritzer Pesto gesehen hatte. Zudem waren die Penne total weiß und völlig matschig verkocht. In Claudius Salat fand er sogar ein winzig kleines Tierchen, das dort auf Wanderschaft war.

Beim Essen geht es weiter, als Philip größere Knorpelteile und Knochenstücke in seinem Chicken-Burger findet. Jedes Gericht sah optisch eigentlich richtig gut aus, als es geliefert wurde. Alles entpuppte sich aber bei näherem hinsehen als echte Enttäuschung , schwer ungenießbar! Claudius Fleisch war nicht besser. Da freuten wir uns schon richtig auf das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen !

Da wir nicht ohne Bier ins Bett gehen wollten, gehen wir rüber in eine Guinness-Kneipe. Wir werden die Speisekarte nicht mehr durchprobieren können nach unserem exzellenten Mahl, aber hier sieht alles großartig aus! Scheiße! Hier wird auch Bier serviert.

Nach ein bis zwei sehr guten Bierchen und einem wirklich guten, warmen Apple Crumble für Philip, geht es wieder zurück in unser „Luxusbunker“. Claudius findet neben vielen langen schwarzen Haaren auch ein totes Insekten, ähnlich einer Schabe, in seinem Zimmer . Das hier wird unser Lieblingshotel 2024!

Tag 34 / 29. September 2024

Wir ahnen nichts Gutes, gehen aber trotzdem zum Frühstück. Der Saal ist ziemlich gefüllt mit großen und kleinen Familien. Keine davon ist auch nur annähernd europäisch. Auffallend ist, dass die Körperfülle das erste Mal in Asien merklich zunimmt. Es gibt deutlich mehr leicht bis extrem übergewichtige Menschen hier.

Neben allen möglichen Nudel- und Reisgerichten schaffen wir es nur, zwei Toast mit Marmelade zu essen. In der Marmelade war zuvor aber jemand mit dem Löffel von der Erdnussbutter…. egal, Zucker ist Zucker! Der Kaffee ist pechschwarz, schmeckt aber mehr nach Tee!?

Neben uns sitzt gerade eine Asiatin, die ein rohes Ei mit geraspelten Kohl vermengt und das ganze köstlich verspeist.

Der Abschied vom „Oriental-Star-Resort“ fällt uns nicht sonderlich schwer, aber trotzdem müssen wir uns etwas überwinden loszufahren. Ein weiterer Tag in Affenhitze liegt vor uns. Wir haben bereits gestern Abend uns ein Apartment in Kuala Lumpur gebucht, insofern wissen wir schon wohin die Reise geht.

Also Motorräder anlassen und ab auf die Autobahn, die nicht lange auf sich warten lässt. Mit den üblichen 100 km/h fahren wir Kuala Lumpur entgegen. Der Stadtname bedeutet übrigens „schlammiger Zusammenfluss von zwei Flüssen“. Das musste jetzt sein, schließlich sind wir ja nicht zuletzt aufgrund unserer Reise-Kleidung die Erdkundelehrer.

Alles in allem dürften das jetzt die letzten 300 km nach und um Kuala Lumpur herum sein, die wir auf dieser dritten Etappe fahren werden. Man wird fast wehmütig, dass der Spaß bald schon wieder ein Ende hat. Allerdings muss man auch sagen, dass uns Malaysia den Abschied soweit leicht macht. Aber vielleicht wird Kuala Lumpur ja wieder alles rausreißen!?

Auf der Autobahn findet übrigens das gleiche Spielchen statt, wie auf den Straßen, von dem wir noch gar nicht berichtet haben. Die Fahrzeuge, die wir überholen, werden während unseres Überholvorgangs immer schneller. Kaum sind wir daran vorbei, ist wohl der Jagdinstinkt des anderen erloschen und sie fallen wieder deutlich zurück. Nach diesem Verhalten kannst du hier echt die Uhr stellen. Aber das war auch schon in den anderen Staaten Südostasiens so. Wohl eine regionale Spezialität?

Nach alter Manier legen wir nach gut 100 km eine Pause ein. Am liebsten fahren wir immer zu Shell-Tankstellen in Malaysia. Aber diesmal ist es eine „Petron“. Insbesondere Claudius drückt nach dem schmalen Frühstück der Hunger.

Mit zunehmend besser werdender Laune brausen wir den Highway entlang.

Etwa 30 km vor dem Ziel nehmen wir wieder eine Motorradspur um eine Mautstelle herum. Plötzlich ist sich Claudius nicht sicher, ob mit seinem Motorrad was nicht stimmt. Er fährt etwas langsamer, dann wieder etwas schneller und schlussendlich zieht er die Notbremse, um nachzuehen, ob er an Halluzinationen leidet oder ob wirklich alles okay ist. Als er anhält, fährt ein Motorrad an ihm vorbei und der Fahrer signalisiert ihm, dass der hintere Reifen platt ist.

Philip wird über Helmfunk informiert mutiert vom Fahrer direkt zum Mechaniker in der Boxengasse: „Kein Problem, das ist nichts, was wir nicht schon mal hatten“. Tatsächlich finden wir auch schnell den Übeltäter, oder zumindest das Resultat, welches derselbige dort hinterlassen hat. Zwischen den Stollen ist ein Loch. Was das Loch verursacht hat, können wir nicht mehr sagen, der Übeltäter liegt wahrscheinlich 500 m hinter uns oder noch weiter. Das Reparaturset funktioniert so, dass man das Loch mit einer art Feile etwas vergrößert/“reinigt“ und dann mit einem Art Nadelfadenprinzip eine klebrige Gummiwurst dann in das Loch drückt. Wenn man den Reifen im Anschluss wieder aufpumpt, klemmt der Reifen diesen kleinen Gummischlauch in dem Loch so ein, dass es sich von selbst verschließt aufgrund des Drucks von allen Seiten. Das geht natürlich nur bei unseren schlauchlosen Reifen. Wir warten ein paar Minuten, um zu sehen, ob der Reifen den Druck hält. Und er tut es! Gott sei Dank! Keine 15 Minuten später rollen wir wieder an. Schlimmer wäre es gewesen, wenn das Ventil sich verabschiedet hätte. Nach ein paar Kilometern Fahrt möchte Claudius den Luftdruck nochmal kontrollieren. Aus Bequemlichkeit bleibt es aber bei der Sichtkontrolle. Philip fährt hinter Claudius her und hat alles im Auge.

In Kuala Lumpur verfahren wir uns noch zweimal. Im Vergleich zur Bangkok ist das sehr wenig. Denn die Navigationssysteme kommen völlig durcheinander, wenn mehrere Fahrbahnen dicht nebeneinander oder sogar übereinander liegen. Da ist die Helm-zu-Helm-Kommunikation besonders wichtig, um gemeinsam zu diskutieren zu können, wie man die Navis am besten interpretiert.

Am Hotel angekommen, haben wir gleich eine neue Freundin. Ein Mädchen am Empfang ist großer Motorradfan und wollte nach dem Checkin zum Schluss mit uns auch noch ein Selfie haben.

Einmal unter die Dusche und dann geht es um die Ecke in eine belebte Gegend. Plötzlich haben wir das Gefühl, das erste Mal seit gut fünf Wochen wieder in einer wirklichen Großstadt zu sein. Hier drängeln sich die Menschen wie auf dem Timesquare in New York und die Häuser sind auch nicht wesentlich niedriger. Wir landen in einem Halal Restaurant. D.h., wir kriegen hier wieder kein Bier. Aber wir bestellen zweimal Zitronen-Eistee mit Minze 🙂 Zur großen Freude gibt es dann die große Fleischplatte für uns. Der Kellner versucht, uns mit allen Kräften davon abzuhalten, eine Fleischplatte für vier Personen zu bestellen. Aber dem Typ müssen wir eine Lektion erteilen! Das kommt insbesondere Claudius entgegen, der so einen großen Hunger hat, dass er auf dem Weg hierher kundtat, er würde jetzt gerne so viel essen, dass er danach körperliches Unwohlsein verspüren würde….. die nachfolgenden Fotos vorweg genommen, die Lektion wurde erfolgreich erteilt:

Auf der Suche nach einer Fußmassage bleiben wir in einem Laden richtig hängen. Es bleibt nicht nur bei der Fußmassage. Nein, nicht was jetzt alle denken! Als eines der Mädchen bei uns vorbeikommt, fallen ihr fast die Augen aus dem Kopf. „Ihr braucht eine Pediküre und eine Maniküre“ ließ sie uns wissen. Widerstand zwecklos! Teilweise waren drei Leute an jedem von uns zugange. Da wir beide noch nie in unserem Leben Pediküre oder Maniküre hatten, haben wir das einfach mal ausprobiert. Das Ergebnis ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn unsere Nägel wurden auch poliert, sodass sie fast wie lackiert aussehen. Aber schön glatt sind sie.

Den Abend beschließen wir bei 7eleven und kaufen noch einen „Viererträger“ Heineken-Dosenbier ein (auch bezeichnet als kleine „Männerhandtasche“). Damit stoßen wir an auf eine gelungene Reise mit insgesamt knapp 5.000 km in 5 Wochen!!!

Nach Rücksprache mit dem jeweiligen Reisepartner können wir bestätigen, dass unser Vorhaben zur vollsten Zufriedenheit umgesetzt wurde. Insbesondere ist es uns gelungen, nicht nur Kilometer anzureißen, wie in den ersten beiden Etappen nötig war, sondern auch zwischenzeitlich etwas Urlaub zu machen und in das jeweilige Land einzutauchen. Das ist uns nach den ersten beiden Etappen besonders wichtig gewesen! Aber wir haben auch festgestellt, dass wir immer schon spätestens nach zwei Tagen wieder Lust haben, weiter zu fahren. Mehr Urlaub brauchen wir während unserer Tour scheinbar nicht. Ein wesentlicher Teil ist halt auch das Motorradfahren durch fremde Länder und die Neugier nach dem nächsten Ausblick um die Ecke.

Tag 35 / 30. September 2024

Wir überlegen, nachdem wir heute einfach mal wieder richtig ausgeschlafen haben, wo wir denn frühstücken wollen bzw. können. Ein Blick aus dem Fenster verrät es uns: Es gibt Bagels!!

Noch vom Café schreibt Philip eine WhatsApp an die Werkstatt „Sunny Cycles“, die uns Patrick schon in Luang Prabang/ Laos empfohlen hatte. Er hat nach seiner langen Reise durch Asien hier sein Motorrad komplett durchchecken und „servicen“ lassen. Er war so begeistert von dieser Werkstatt, dass wir uns dort sicherlich auch gut aufgehoben fühlen. Die Beantwortung der WhatsApp innerhalb weniger Minuten bestätigt das gute Gefühl. Wir können jederzeit vorbeikommen, man arbeitet sieben Tage die Woche. Manche Sachen in Südostasien sind wirklich schlechter als in Deutschland. Stichwort Hygiene zum Beispiel. Manche Sachen sind aber auch einfach viel einfacher, wie man hier sieht.

Wir finden, es hat sich schon wieder ausgezahlt, für die Abschlusszeit ein ganzes Apartment und nicht zwei Hotelzimmer zu buchen. Man rennt halt nicht immer von links nach rechts und wir können hier grundlegende Sachen machen wie Wäsche waschen und aussortieren, was hierbleibt und was mit nach Deutschland zurück muss. Auf dem Sofa sitzend, haben wir das eine oder andere sinnvolle und sinnlose Meeting miteinander.

Die von Patrick empfohlene Motorradwerkstatt „ Sunny Cycles“ ist ein Volltreffer. Der Werkstattmeister weiß genau, wo er hingucken muss bei unseren beiden alten Motorrädern. Tatsächlich haben sie dort auch eine alte „R 100 GS Paris Dakar“ stehen, die der Werkstatt selbst gehört. Das ist im Prinzip genau das selbe Modell, mit dem auch wir hier fahren. Der Werkstattmeister heißt Andy und der Juniorchef Jeremy. Sie haben vor einiger Zeit extra einen Mitarbeiter bei BMW in Deutschland schulen zu lassen. Dies allerdings für die modernen Motorräder von heute.

Der Plan ist, dass sie die Motorräder etwa einen Monat vor unserer Ankunft im kommenden Jahr im 45 km entfernten Lager in Port Klang bei Daryl abholen, um dann die notigen Arbeiten in aller Ruhe durchführen zu können. Wir werden rechtzeitig vorher eine Liste mit den Arbeiten und außerdem die benötigen Teile per DHL nach Kuala Lumpur senden. An dieser Stelle ein großes Danke an Patrick für diesen Tipp!

Im Anschluss sind wir zurück Richtung Appartment und suchen uns unweit vom Hotel per GoogleMaps eine Waschgelegenheit, wo die Motorräder gereinigt werden können vor der Einlagerung. Aber wie so oft in Asien sind die einfachen Dienstleistungen nicht weit entfernt, in diesem Falle laut Google Maps nur 200 m. Nachdem wir dreimal um den Block gefahren sind und die „Einrichtung“ immer noch nicht gefunden haben, verbringen wir mehr Zeit damit zu fluchen, als zu finden. Dann bricht auch noch ein Wolkenbruch los. Unter einer Unterführung eines Einkaufzentrums finden wir jedoch Schutz. Als der heftigste Regen nachgelassen hatte, machen wir uns mutig raus unter den freien Himmel. Anfänglich ist es noch zu ertragen, dann geht es leider wieder richtig los. Mehr Wasser kann vom Himmel einfach nicht fallen! Da wir jetzt aber innerhalb von einer Minute völlig durchnässt sind und das Wasser in unseren Turnschuhen steigt, ist es jetzt auch egal und wir suchen die Waschanlage weiter. Das Schöne daran ist, dass man ja bei 30 Grad nicht friert, auch wenn man so nass ist wie wir jetzt. Aber auch mit dieser heroischen Einstellung werden wir leider nicht fündig. Also fahren wir ins Hotel und geben uns den mitleidigen Blicken des Personals hin. Wir vertagen das Thema Motorradwäsche einfach auf den nächsten Tag!

Tag 36 / 1. Oktober 2024

Wir schmeißen unsere Klamotten erstmal in die Waschmaschine, nachdem wir am Vorabend im dritten Anlauf es endlich geschafft haben, bei 7eleven Waschpulver zu kaufen. Vorher hätten wir das auch geschafft, haben es dann nur stumpf jedes Mal vergessen.

Heute gehen wir zum Frühstück ins „Blackbixon“. Auch das liegt unweit vom Hotel. Sehr nettes Bistro im französischen Stil. Claudius hält sich an das „typisch französische“ englische Frühstück und Philip gelüstet es mehr nach Croissants und sowas wie eine Blätterteig-Zimtschnecke.

Das Frühstück hier war so exzellent, dass Claudius nach dem letzten erzwungenen Bissen nur verlauten ließ: „ Gott sei Dank, es ist vorbei!“

Auf dem Weg zum Café haben wir sogar zufällig den Car-Wash gefunden, den wir gestern so vergeblich gesucht haben. Das war wohl die Sache mit dem „Wald vor lauter Bäumen“ gestern. Dann aber jetzt. Wir machen uns gleich dahin auf den Weg. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir fahren nach den Verkehrsregeln und dann haben wir wieder für eine Entfernung von 100 m Luftline einen Umweg von mehreren Kilometern zu machen, auf dem wir uns garantiert wieder verfahren. Oder wir machen es auf die „asiatischen Art“ und fahren mal eben auf einer vierspurigen Einbahnstraße kurz gegen den Verkehr. Nach 50 m haben wir es geschafft und biegen auf der falschen Seite in die Zielstraße ein. In Deutschland hätte man uns geteert und gefedert und vorsichtshalber nochmal gesteinigt, weil „ die Erlaubnis nicht gestattet ist“. Hier regt sich aber kein Mensch darüber auf.

Selbst in einer Großstadt wie Kuala Lumpur sind einfache Dienstleistungen wie das waschen von Motorrädern ausgesprochen günstig. Schrieben wir das nicht bereits schon? Wir bezahlen für zwei Motorräder insgesamt 20 Ringit, also gut 4 Euro. Wir warten an einem Gartentisch und beobachten aus 15 m Entfernung das treiben. Nach nur kurzer Zeit rief der Chef herüber: „Boss? Ready!“ Bei genauerem Hinsehen mussten wir uns aber eingestehen, dass die Reinigung eher schlampig erfolgt ist. Aber wir brauchen in Kuala Lumpur auch kein Fahrzeug, das „auf neu“ gewaschen wurde. Der grobe Dreck ist ja runter und im Lagerhaus werden die Motorräder wohl auch eher nicht sauber bleiben.

Nachmittags sitzen wir erstmal im Apartment und arbeiten an unserem nächsten, dem dann wohl letzten, Bericht. Philip hat Hummeln im Hintern und es zieht ihn nach draußen. Wir wollen ein Eis essen gehen. Auf dem Rückweg wollen wir uns dann doch mal ein Einkaufszentrum von innen angucken – „spooky Idea“ … Als wir durch die Herrenabteilung von Uniqlo schlendern, stellt Claudius erschreckend fest: „Oh nein, Wir bummeln“! Jetzt geht es mit uns zu Ende, richtige Männer machen sowas doch nicht!… wenn Sie eine Hose brauchen, fahren Sie deshalb los und kaufen auch genau nur eine Hose. Hier müssen wir ja aber auch etwas die Zeit „rumbringen“. Der Terminkalender ist hier nur mäßig gefüllt.

Tga 37 / 2. Oktober 2024

Da Claudius vermutlich wegen asiatischer Schärfe im Essen etwas unpässlich ist, wird das Frühstück heute von Philip als Takeaway von der Bäckerei organisiert. Hunger hat Claudius nämlich dennoch. Am Vormittag holen wir auf dem Sofa nach, was wir schon seit einem Jahr tun wollten:

Nach unserer Reise im letzten Jahr durch Tibet wollten wir unbedingt noch das Hollywood-Epos „Sechs Jahre in Tibet“ mit Brad Pitt sehen. Viele Schauplätze in Lhasa hatten wir ja live gesehen. Dennoch haben wir den Film bisher nie gesehen. In unserem Apartment in Kuala Lumpur haben wir aber Netflix. Die Klimaanlage wird etwas hochgestellt, die Vorhänge zugezogen und fertig ist der perfekte Zeitvertreib. FILM AB!

Am Nachmittag räumen wir die die Koffer unserer Motorrädern auf und gleichen noch einmal ab, was alles vorhanden ist, was mit nach Deutschland zurück geht und was hierbleiben soll. bzw. muss. Die Teile, die für den Service in der Werkstatt benötigt werden, verpacken wir separat und beschriften diese mit den Kennzeichen. Ordnung muss sein.

Am Nachmittag schleppen wir uns durch die unerträgliche Hitze zu McDonald’s. Da weiss man was man bekommt. Es ist hier in Malaysia übrigens nicht so, dass es mal Tage gibt, die kälter sind. Die Durchschnittstemperatur in Kuala Lumpur beträgt 30 °C an aufs Jahr gesehen. Mit der Luftfeuchtigkeit von 90 % und mehr verhält es sich genauso. Kuala Lumpur ist eben nur noch 350 km vom Äquator entfernt.

Direkt vor McDonald’s steht ein skurriler Typ, der seine Faust in den Himmel reckt und „Allahu Akbar“ skandiert… keiner nimmt ihn hier wirklich zur Kenntnis, bei uns zu Hause wäre das sicherlich anders!

Tag 38 / 3. Oktober 2024

Heute „entledigen“ wir uns unserer Motorräder. Das ist eine der letzten „wesentlichen“ Taten auf dieser Etappe. Wir fahren die 50 km bis Port Klang innerhalb 1 Stunde. Der Straßenverkehr hier ist nicht ganz so schlimm wie in Bangkok, aber dennoch heftig. Nach ein paar Tagen Fahrpause macht das Fahren aber schon wieder Spaß! Das Lagerhaus von Daryl finden wir ohne Probleme. Es ist größer, als wir uns das vorgestellt hatten. Daryl hat schon von seinen Mitarbeitern zwei Motorrad-Transportpaletten bereitstellen lassen, auf denen frühere Kunden Motorräder transportiert und eingelagert haben. Unsere Motorräder werden zwar nicht in ein Hochregal gestellt, aber so können sie mit einem Gabelstapler besser bewegt werden. Zuvor haben wir natürlich der alten Tradition folgend unser Siegerfoto gemacht. Dazu stellen wir uns immer auf die Motorräder.

Ein Mitarbeiter von Daryl redet immer auf ihn ein. Der Mann hat wirklich dunkle Hautfarbe und macht einen sympathischen Eindruck. Schließlich kommt Daryl mit der Sprache raus, was er will. Es geht um Claudius Kennzeichen HH-EB 52: Bei der Buchstabenkonstellation sind E und B Der 5. und der 2. Buchstabe im Alphabet. Also genauso wie bei den darauf folgenden Ziffern 52. Das soll angeblich viel Glück bringen. Der Mitarbeiter sagte, Claudius solle Lotto spielen. Also schlagen wir ihm vor, dass wir quasi eine Tippgemeinschaft sind und den Gewinn 50:50 mit ihm teilen. Dann geben wir ihm 50 Ringit, also etwa 10 Euro, weil wir keinen kleineren Schein mehr haben. Drückt uns dreien, vor allem aber diesem einfacheinfachen Lagerarbeiter bitte die Daumen! Wir scherzen, dass im nächsten zwei nagelneue Geländewagen hier auf uns warten.

Wir verabschieden uns sehr, herzlich bei Daryl, der uns auch noch zum Essen einladen wollte. Dann kommt schon das „Grab“-Taxi. Nachdem wir in der Lagerhalle wieder geschwitzt haben, als ob es kein Morgen gäbe, genießen wir die Klimaanlage im Auto. Neben der Klimaanlage hat der Fahrer auch noch ein Gerät in Betrieb, das seichten Wasserdampf produziert, um die Luftfeuchtigkeit erträglich zu halten. Bei Klimaanlagen wird die Luft ja sehr trocken. Das kleine Ding dampft wie eine E-Zigarette. Also ruft Claudius dem Fahrer zu: „Look! The car is burning!” Der Fahrer wird nicht unbedingt hektisch, ist aber doch sichtlich irritiert, so dass wir den Spaß auflösen müssen. Wir glauben, er ist halbwegs glücklich, als er uns wieder los ist mit unserer brutal guten Laune.

EPILOG

Nachdem wir ja nun schon einen Prolog hatten, ist es nur recht und billig auch einen Epilog zu verfassen.

Das waren 5.032 Kilometer in 5 Wochen Fahrtzeit. Von Thailand, über Laos und Kambodscha nach Malaysia. Bis auf die nordlaotischen Straßen mit ihren Löchern und ständig wechselnden und kaputten Fahrbahnbelägen können wir uns nicht wirklich über den Zustand der Straßen beschweren. Unsere beiden Motorräder haben die Wegstrecke in dem sehr heißen, feuchten Klima wirklich zuverlässig ertragen. Bis auf Kleinigkeiten hatte Philip sehr wenig Arbeit an dem Motorrädern zu leisten. Wir sind nicht, wie ursprünglich geplant, bis nach Indonesien gefahren, konnten aber so auf jeden Fall mehr Reisen und genießen. Das hatten wir uns auch so vorgenommen und ist uns auch richtig gut gelungen. Wir nehmen auch von dieser 3. Etappe unendlich viele Erinnerungen mit, die durch Orte, Begebenheiten und vor allem durch Menschen geprägt sind. Ok, Elefanten waren auch mit von der Partie. Wir nehmen auch – entgegen aller Erwartungen – ein paar Zigarren mit zurück.

Wenngleich uns diese Etappe im Vergleich zu den beiden vorigen einfacher erschien, wären so manche Dinge zu größeren Hürden geworden, wenn da nicht auch immer helfende Geister supportet hätten. Die sollen hier nicht unerwähnt bleiben: Danke an Carsten, Reini, Patrick, Jittipon, Daryl und Gert, Morning Glory und Coca Cola. Besonders möchten wir uns natürlich auch bei den Personen zu Hause bedanken, die uns im privaten und geschäftlichen Bereich den Rücken für unsere Reiseeskapaden freigehalten haben….Euch allen 1000 Dank!

An dieser Stelle beenden wir unsere Berichterstattung von der 3. Etappe! Die letzten zwei Tage bis zum Abflug morgens am 5. September 2024 verbringen wir mit mit Dingen ohne Nachrichtenwert.

Wir freuen uns schon sehr auf die 4. Etappe mit Borneo, Indonesien und vielleicht auch schon Australien? Wir werden sehen.

Philip und Claudius ODER Claudius und Philip

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Tom

    Wow coole Etappe, danke fürs teilen.

  2. Egbert

    happy landings am 5.10.2024 in Hamburg!

  3. Armin

    Danke euch. Kommt gut Heim.

  4. Alexandra

    Ahhh…das war wieder soo schön!! Vielleicht seid ihr noch in der Luft, vielleicht auch schon gelandet…dann: Herzlich Willkommen! Die Fotos waren wieder herrlich (ich liebe die Elefanten-Bilder), eure Bericht erfrischend und lustig 🙂 Wir müssen bitte noch einmal über die gegrillte Ratte sprechen. Sie erinnert mich an den Film Rattatoui! Ihr sagt, ihr werdet alt wegen „des bummelns“…nein, ein weiteres Zeichen ist auch eure sehr ausgibige Schönheitspflge auf dieser Reise *lach* Liebste Grüße

  5. Anton

    … Und schon wieder vorbei, aber mit vielen tollen Eindrücken aus einer anderen Welt. Bin schon gespannt auf nächstes Jahr!

  6. Tom-Piet

    ich werd’s vermissen und freue mich schon aus die 2025er Berichte… gute Rückreise!

  7. Kai

    You´ll be back – das wollen wir doch hoffen!

  8. John

    Willkommen Phillip in Hamburg! Am 15.12. treffen wir uns wieder zum Brunch . Vielleicht bringst Du deinen PC/ Mac wieder mit und erzählst uns von deinen Abenteuern.🙋‍♂️🍀 john

Schreibe einen Kommentar