Tag 21 / 15. September 2024
Wir sitzen gemütlich beim Frühstück und besprechen, was wir heute machen wollen. Dabei kommen wir nochmal auf das Thema unserer gelegentlich gleicher Garderobe. Philip hatte gestern ein Video gemacht, als wir uns im TukTuk darüber unterhalten haben. Claudius ist entsetzt, wie seine Stimme dort klingt. Hört sich mehr nach Chipmunks an. Philip muss ihm leider bestätigen, dass er sich immer so anhört und gleichzeitig gesteht er, dass er sich auf Videos auch nicht hören mag. Aber die Wahrnehmung der eigenen Stimme ist vielleicht auch nicht immer so objektiv. Gibt es da irgendwelche Apps, die das Leid für den anderen erträglicher machen könnten?
Wenden wir uns wieder lieber ernsthafterer Themen zu. Wir setzen nur rasch den Helm auf und suchen uns dann eine Waschanlage. Unsere Motorräder sehen aus wie Sau, angestaubt mit dem roten Straub Südostasiens. Claudius hatte zusätzlich irgendwann eine Dreck-Dusche von einem LKW abbekommen, der beim Überholen lustvoll durch eine Pfütze pflügte. Einen Kredit müssen wir für die Wäsche nicht aufnehmen, da beide Motorräder zusammen nur etwa 2,50 USD kosten.
Nach der Wäsche lief Claudius Motorrad erstmal nur auf einem Zylinder etwas unsanft mit Zündaussetzern. Das gleiche hatten wir schon in Kathmandu nach der Wäsche… auch nach einer kurzen Fahrt wollte sich noch kein runder Lauf ergeben. Wir hielten kurz an und lösten die Zündkerzenstecker und setzen sie neu auf. Dann lief das gute Stück wieder wie es soll. Nur etwas Feuchtigkeit.
Gerade als wir zu unserer Einladung bei Sna los wollten, setzte ein krasser Regen ein, sodaß wir nicht mit dem Motorrädern fahren wollten. Kurzerhand haben wir uns ein Taxi von der Rezeption bestellen lassen. Die Taxifahrt dauerte ewig. Eigentlich sind es nur 8 km. Aber die Kambodschaner fahren noch langsamer und gemütlicher als die Laoten. Die Brüder schaffen es bei freier Straße in der Stadt selten über 30 KMH. Auch das Überholen fällt schrecklich schwer. Wir fragen uns, ob die Kaugummi unter den Bremspedal haben??? Wenn man hinter einem noch langsameren Fahrzeug festhängt, wird aber auch nicht gehupt, sondern alles in stoischer Ruhe ausgesessen. Herzinfarkte kommen hier sicherlich im Straßenverkehr äußerst selten vor. Und dann kommt heute noch dazu, dass es dunkel ist und wie in Strömen regnet. Also noch mal langsamer!
Als wir bei Sna ankommen, regnet es noch immer in Strömen. Claudius hat wieder den „besonderen Moment“, als er bezahlen möchte. Mit Kreditkarte kann man natürlich nicht bezahlen, das war klar. Also mit „Cash“, aber der Typ hat nicht einen „ Pfennig“ Wechselgeld dabei. Ey, wie kann man Taxi fahren ohne Wechselgeld? Wir wollen ihm den nicht unwesentlichen Rest natürlich auch nicht schenken. Aber Sna springt in die Bresche und kommt mit Wechselgeld um die Ecke. Ihm schenken wir den Restbetrag sehr gerne.
Sna ist wie immer bestens gelaunt und als Gastgeber formvollendet gekleidet: Mit nacktem Oberkörper und Shorts, die er wohl schon seit ein paar Monaten trägt und 1A Schlappen. Später zieht er sich aber noch ein T-Shirt an.
An dem gedeckten Tisch sitzen schon seine Frau, seine Schwägerin, sein Cousin und sein bester Freund, der nach seinen Angaben bereits seit 16:00 Uhr am saufen ist. Entsprechend aufgedreht und kontaktfreudig bringt er richtig gute Laune in die Runde.
Angestoßen wird mit kaltem Bier und das im Minutentakt. Und immer alle Mann. Der Freund übernimmt fachkundig die Taktung. Was wir „Prost“ nennen, heißt hier „Johl-mui“ oder so ähnlich. Mit großer Freude wird aber auch unser Prost geübt. Da kommt aber mehr ein „Pühst“ bei heraus.
Dann werden wir aufgefordert, ordentlich zuzugreifen. Zunächst suchen wir uns Frühlingsrollen aus, die sehen genauso aus, wie wir sie aus Deutschland kennen. Es gibt zweierlei Sorten, einmal die frittierten Rollen und dann noch die „frischen“, also wo der Teig aussen nicht ausgebacken ist. Diese werden von Sna’s Schwägerin selber gemacht und sie verkauft diese auch an der Schule. Köstlich.
Aber dann wagen wir uns an die Frösche vom Grill: Oberschenkel, Unterschenkel und Bizeps schmecken fast wie Hühnchen. Den Rest des Körpers muss man nicht essen, er schmeckt eher ranzig bzw. muffig. Schlussendlich sind wir aber erleichtert, dass wir gegenüber unseren Gastgebern nicht als unhöfliche Kostverächter dastehen.
Während der mittlerweile hackenstramme Freund unsere gemeinsame Freundschaft betont und so auch Umarmungen versucht zu begehen, derer wir uns einigermaßen gut erwehren können, kommt noch die neugierige Nachbarin und der dazugehörige Mann dazu. Die Kinder halten sich eher im Hintergrund und spielen am Handy. Eines der Kinder hat sein „Kinderzimmer“ auf der Veranda, die mit einer Plane von der Terrasse, die das eigentliche Wohnzimmer darstellt, abgeschirmt ist.
Der Bruder von Sna hat eine Froschfarm mit ca. 500-700 Fröschen. Auf dem Markt bekommt man für das Kilo etwa zwei Dollar. Ein Kilo sind etwa 5-6 Frösche. Die Frösche, die wir gegessen haben, waren so ca. 3-5 Monate alt.
Als wir uns nach dem Essen verabschieden wollten, setzte wieder der Regen ein. Wir waren quasi gefangen, denn um diese Uhrzeit kommt kein Taxi mehr hier raus. Aber Sna verspricht uns, dass das alles kein Problem ist, wir könnten hier auch übernachten. Um Gottes Willen! Das ist gerade mal das Letzte, was wir wollen! Claudius bedankt sich sehr herzlich für das Angebot hier übernachten zu dürfen, aber er hätte Herzprobleme und müsste unbedingt seine Tabletten im Hotel einnehmen. Nur um Spekulationen vorzubeugen: Herzprobleme hat Claudius natürlich nicht, aber wenn er hier schlafen müsste, würde er welche bekommen, im besten Fall! Wir beobachten also mit dem Weißen im Auge den Regen und hoffen, dass er bald nachlässt und wir mit dem TukTuk von Sna zurück ins Hotel fahren können. Da es stockfinster ist, ist eine Vorhersage anhand der Himmelsfärbung unmöglich. Aber die Blitze am Himmel lassen uns nur verhalten positiv sein.
Plötzlich Getöse unter dem Tisch und dann schreit die Schwiegermutter am Tisch auf. Der Hund der Familie hat sie unter dem Tisch, aus welchem Grund auch immer, in den Fuß gebissen. In Anbetracht dieser Tatsache bleibt sie wirklich sehr cool und springt nicht mal auf. Aber es scheint schon ziemlich weh zu tun. Sna bringt ihr die Hausapotheke: Erst reibt sie die Wunde mit einer Limone ab und dann kommt Spüli (!) drauf. Das ist Wundversorgung auf Khmerart! Dem Hund ist da keiner böse, er wird nicht mal ermahnt.
Am Ende haben Sna und sein Bruder uns dann doch im Tuk Tuk gefahren. Eigentlich hatte er mal so gar keine Lust darauf, das war ihm anzusehen, aber unser Schmerz dort schlafen zu müssen, wäre sicherlich größer. Deshalb waren wir vielleicht (?) etwas „pushy“. Zuhause angekommen, haben wir uns nochmal, wie auch immer wieder zwischendurch, sehr herzlich für die Einladung bedankt. Einen zusammengeknüllten 20 USD-Schein haben wir ihm zum Abschied in die Hand gedrückt. „Nicht für die Einladung, nicht für das Fahren, aber für das Benzin :-)“.
Fazit: Das waren unglaublich herzliche Leute und sie haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, um uns einen schönen Abend zu machen. Auf dem Tisch war wirklich alles vorhanden, was man für ein schönes Essen braucht. Wir fühlen uns geehrt, dass wir an dieser Runde teilnehmen durften und bei unseren Gastgebern war es, ganz klar, nicht anders. Dieser Einblick in das Leben der „normalen Kambodschaner“ abseits der touristischen Hotels und Restaurants kann uns keiner mehr nehmen. Wir freuen uns, dass wir uns etwas überwunden haben, das gemacht zu haben. Gleichzeitig entschuldigen wir uns bei den Fröschen! Ach Quark.
Um 22:30 Uhr sind wir todmüde im Bett. Morgen geht es ja auch schon wieder weiter mit den Motorrädern. Die Bikes standen die ganze Zeit im Regen… nicht dass die das nicht abkönnen, aber lieber hätten wir es, wenn Sie ein Dach über dem Lenker hätten…
Tag 22 / 16. September 2024
Den Müssiggang mit Poolbar lassen wir nur schweren Herzens hinter uns. Ein schönes Frühstück mit Omelette, Baguette und Marmelade sowie schwarzem Kaffee und Orangensaft macht den Abschied noch schwerer. Zumal wir ahnen, dass unsere nächste Unterkunft nur eine „Arbeitsunterkunft“ für eine Nacht vor dem Grenzübergang nach Thailand sein wird.
Nach den ersten 100 km machen wir Stop, um was zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Philip bemerkt, dass Claudius bei der Auswahl von Hotels, Restaurants und Zwischenstopps in der Regel ein sehr gutes Händchen hat. So auch jetzt. Ok, das Kompliment ist Philip aus versehen rausgerutscht, kann man sich vorstellen.
Nachdem wir die letzten Tage in fast ebener Landschaft gefahren sind, wurde es jetzt komplett flach. Bis zum Horizont sind nichts als nur Reisfelder und sonstiges Gestrüpp zu sehen. Vergleichbar wie im flachsten Schleswig-Holstein. Erst auf den letzten 15 km vor unserem Ziel wurde es optisch wieder richtig gemütlich und hügelig bis bergig.
In unserem Hotel namens „Meas Sorphea Hotel“ ist alles grün.
Wir duschen schnell und erkunden dann die Umgebung. Alles eher wenig charmant hier. Aber dann doch ein Highlight: Wir kommen an einer Filiale von Philips Finanzimperium vorbei.

Auf dem Rückweg kehren wir in das Restaurant unseres Hotels ein. Drei Muttis mit drei kleinen Kindern, aber nicht ein einziges Auge für die Gäste. Das Essen war, nachdem man die Familienidylle durch eine Bestellung gestört hatte, ganz okay. Zumindest dahingehend können wir nicht meckern. Aber für nicht mal fünf Dollar Wechselgeld müssen die Muttis erstmal das Restaurant verlassen, um Geld zu beschaffen. Das gleiche gab es ja gestern auch schon bei dem Taxifahrer, der uns zu Sna gefahren hat. Er hatte überhaupt kein Wechselgeld dabei. Ist ja auch völlig abwegig als Taxifahrer oder in einem Restaurant, in dem nur mit Bargeld bezahlt werden kann, kein Wechselgeld vorzuhalten. Kartenzahlung, wie ja schon berichtet, wird hier quasi gar nicht angenommen.
Auf jeden Fall wurden wir dann noch zum guten Engel und haben unsere letzten Laos-Moneten der Kellnerin geschenkt. Das waren bestimmt mehr als zehn Euro. Aber sobald kommen wir nicht mehr zurück und wechseln wollte uns das Zeug hier auch keiner. Irgendwie kriegt die das hier schon hin, Laos ist ja nicht weit.
Kurz vor dem Essen rief noch unser Agent Jittipon an, mit dem wir uns für morgen um 10:00 Uhr an der Grenze zu Thailand verabredet haben. Er wird dann die Genehmigungen mitbringen und uns durch die Grenzformalitäten lotsen.
Auch unser Abendspaziergang ist unspektakulär. Es gibt in diesem Nest aber auch wirklich nichts spannendes zu sehen. Da wir erst spät gegessen haben, sind wir nicht sonderlich hungrig. In etwas Entfernung sehen wir ein bunt erleuchtetes Gebäude. Vielleicht gibt es da ja etwas zu Essen? Wir schlendern da hin. Durch eine Art Tor geht es über den Innenhof zu dem bunt erleuchteten Haus. Philip macht noch den Witz: „Bei der Beleuchtung ist die Grenze zwischen „Partylicht“ und „Willkommen im Nachbarschaftspuff“ nicht ganz klar“, da wundern wir uns schon über die links von uns liegenden Bungalows / Räume. Vor dem letzten Raum steht dann eine junge Dame in eher knapper Bekleidung. Als wir noch aus ca. 10m Entfernung in das Haus sehen können, sitzen auch dort diverse Damen in eher überzogener und übergezogener (Wortwitz – senstionell!) und luftiger Abendgarderobe… Der Euro fällt bei uns centweise. Dann sehen wir uns an und synchron sagen wir: „Oh no, das ist wirklich ein Puff…“ – ok, taktischer Rückzug. Also auf dem Absatz kehrt gemacht und nix wie Weg da.
Auf den Schreck setzen wir uns dann noch auf den Nachtmarkt an einen der Campingtische, kaufen uns bei den Fressständen ein paar Spieße und kaltes Bier dazu!
Tag 23 / 17. September 2024
Beim Frühstück lässt sich Claudius noch erstmal richtig von den Mücken zerstechen. Die armen Biester müssen ja auch von was leben! Warum dann nicht von diesem edlen Saft, so ein Festmahl kommt ja hier nur selten vorbei. Liebevoll brennt Philip die Stellen mit unserem „Byteaway“ aus und cremt die Quaddeln anschließend noch ein. Das war wirklich volle Breitseite. So war es dann für uns beide nicht schön…
Wir fahren los und kommen in den Bereich vor der Grenze. Hier haben sich viele große Hotels und auch Spielcasinos angesiedelt. Schade, Claudius hätte auch Spaß daran gehabt, hier am Vorabend noch etwas zu zocken.
An der Grenze von Kambodscha (Ausreise) parken wir unsere Motorräder bei Affenhitze und müssen uns in eine lange Schlange mit Einheimischen, Thais und Bustouristen stellen. Manche Touristen sollte man erstmal wieder anziehen und zurückschicken. Als besonders großartig bleibt uns eine Frau (nicht Dame!) in Erinnerung, die mit einer großen, amerikanischen Flagge auf dem T-Shirt in der Reihe stand. Wir finden das nicht sonderlich sensibel, wenn man weiß, was die Amerikaner in Kambodscha für Leid angerichtet haben.
Die Länge der Schlange machte uns etwas Sorge ob der Zeit, die wir hier nun verbringen müssen. Es gab aber jemanden, der die Massen recht routiniert und bestimmend delegierte. So dauerte es gerade mal 20 Minuten, bis wir unseren Ausreisestempel im Pass hatten. Die Zollformalitäten für die Motorräder waren gleich null… umso besser.
Auf der thailändischen Seite wurden wir gleich von Jittipon in Empfang genommen. Wir bekamen einen respektablen Stapel mit Papieren in die Hand, die wir nur noch unterzeichnen mussten. Dann wurden wir im wahrsten Sinne des Wortes von Jittipon und seinem Mitarbeiter wie kleine Kinder an die Hand genommen und von Schalter zu Schalter delegiert. „You are VIP now!”. Eine Zollbeamtin um die 30 organisierte die Verteilung an die verschiedenen Schalter, indem sie ausgewählten Personen zurief: „Baby, you, Yeahhh Baby go No. 5 please!“ Das war ganz lustig, aber hier hätte man das so nicht erwartet. Es sorgte aber für allgemein gute Stimmung.
Jittipon – der Typ weiß echt, was er da macht. Es war eine gute Entscheidung, ihn engagiert zu haben. Als wir mit allem fertig waren und die Motorräder holten, machte er mit uns noch ein Selfie und ein Video, dass er uns dann per WhatsApp keine 5 Minuten später schickte. VOLLPROFI!!


Auf der thailändischen Seite finden wir eine typisch thailändische Landstraße vor. Vierspurig und fast neu. Es gibt doch einen kleinen Unterschied zwischen Kambodscha und Thailand! In einem 7eleven stärken wir uns und machen uns dann auf den Weg nach Pattaya, wo wir schon ein Hotel gebucht haben.
Als wir aufbrechen wollen, stellen wir fest, dass bei Claudius leider die linke vordere Gabel ziemlich verölt ist. Das müssen wir uns in Pattaya unbedingt angucken. Seit gestern ist das deutlich stärker geworden. Aber es behindert nicht unsere Weiterfahrt – die Straßen sind hier gut.
Zur Mittagszeit zieht es uns erstmal in klimatisierte Räume, um was zu trinken und vielleicht eine Kleinigkeit zu essen. Philip erspäht ein paar 100 m weiter ein Schild „Amazon Kaffee“. Als wir direkt davor anhalten, die Motoren schon ausgemacht hatten und absteigen wollen, fällt uns auf, dass der Laden quasi schon abgerissen wurde. Keine Scheiben, keine Einrichtung. Ok das war nix! Hier hat schon lange keiner mehr Kaffee getrunken. Also fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und dann öffnet sich vor uns der Himmel. Walhalla ist zu sehen und mittendrin leuchtet ein goldenes M. McDonald’s. Das ist wie nach Hause gekommen. Wir bestellen uns obszön große Burger-Menüs und haben beide ein Grinsen im Gesicht.
Der restliche Weg zu unserem Ziel war dann nur noch ein Katzensprung. Pattaya ist das Malle von Thailand. Party, Party, Party. Aber wir haben Glück, unser Hotel liegt etwas zurück in einer ruhigen Sackgasse. Die zwei Zimmer sind sauber und ordentlich, es gibt ein Café unten im Haus, wo wir frühstücken können und einen großzügigen, sauberen Pool. Die Wassertemperatur unterscheidet sich kaum von der Lufttemperatur.
Abends machen wir noch einen Zug durch die Gemeinde. Hier gibt es eine Bar neben der anderen und mehr Massageläden als im Rest der Welt. In Anbetracht der Aufmachung der „Massagefachkräfte“ haben wir uns aber dagegen entschieden, hier in einen dieser Läden zu gehen. Wir wollen es mal so sagen: Massagen machen die da eventuell auch, ab und zu.
Zum Abschluss des Tages stehen wir das erste Mal in unserer Reise am Meer! Bis hierhin haben wir auf der 3. Etappe gute 3.000 km hinter uns gebracht.
Tag 24 / 18. September 2024
Heute steht als Nr. 1 auf dem Arbeitsplan eine Werkstatt aufzusuchen, wo wir uns um den Gabelsimmering (Öldichtung für die Federung vorne) von Claudius Motorrad kümmern können. Von unserem Vermieter haben wir eine Empfehlung bekommen, unweit von unserem Hotel.
Mit deutscher Gründlichkeit und Pünktlichkeit sind wir auf die Minute um 9:00 Uhr zur Öffnung des Ladens dort. Wir wollen die Ersten sein, da die Reparatur heute über die Bühne gehen muss. Morgen geht es ohne Rücksicht auf Verluste weiter, denn wir müssen pünktlich an der Fähre in Bangkok sein. Es fährt nur diese eine im September.
Im Laden von „Maitai Motorbikes“ treffen wir gleich den Chef „Rudy“, ursprünglich aus Israel. Er sagt uns, dass die Werkstatt erst ab 10:00 Uhr geöffnet ist und wir dann kommen können. Zuerst wollte der Chef nicht so recht ran an unser Motorrad und meinte, wir sollten lieber zu „German Moto“ gehen. Die sind auf BMW spezialisiert. Da wir das Teil, welches ersetzt werden soll/muss dabei haben und Philip dem Mechaniker die einzelnen Schritte erklären kann, war er einverstanden. Zur Not machen wir die Reparatur auch alleine bei ihm…ist keine große Sache.
Als wir um kurz vor 10:00 Uhr eintreffen (Philip zu Fuß und Claudius auf dem Motorrad), begrüßt uns der Inhaber mit Blick auf das alte Motorrad gleich mit : „Hey, a dinosaur!“ Claudius antwortete: „Me or the bike?“ Offensichtlich haben unsere alten Motorräder sein Herz erwärmt. Er fährt auch verschiedene Motorräder von BMW. So kommt er schnell ins erzählen und zeigt uns Fotos vom BMW-Museum in München, wo er erst kürzlich war und gibt uns im Anschluss noch Reisetipps, wo wir unbedingt hin müssen. Um 10:00 Uhr legen wir los, nachdem wir geklärt haben, ob die auch das richtige Gabelöl haben, denn das musste der Mechaniker irgendwo um die Ecke noch rasch besorgen. Er bekommt dann ein Markenöl, das zwar eigentlich etwas zu dickflüssig ist, also etwas zu stark dämpft, aber das wird schon passen. Wir sind gespannt, ob sich das irgendwie auf die Federung der Gabel auswirkt!? Vielleicht etwas härter oder gar nicht spürbar?
Der junge Thai und Philip arbeiten wegen der sprachlichen Differenzen „schweigend ins Gespräch vertieft“ und doch gut miteinander. Meist mit Zeichensprache, so werden beispielsweise Füllmengen kurzerhand mit dem Finger auf den Boden gemalt. In jede Gabel gehören ca. 450 ml. Wir ersetzen das Öl in beiden Gabeln, damit zumindest das selbe Zeug auf beiden Seiten drin ist. Nach kanpp einer Stunde ist die Dichtung getauscht und beide Seiten wieder mit Öl befüllt.
Zum Abschied bezahlten wir etwa 25 € inklusive 1 Liter Öl. Rudy sagte uns noch, dass er am liebsten mit uns fahren würde. Auch er hat im Alter von 56 Jahren verstanden, dass man das Leben leben muss, und zwar jetzt! Wer weiß, wann es zu spät ist!? ….Und 26 Jahre diesen Laden zu führen, reicht auch irgendwann mal. Früher waren es sieben Tage die Woche, jetzt sind es immerhin nur noch fünf. Ein sehr sympathischer Mann.
Wieder zurück im Hotel geht es erstmal in den Pool! Dort unterhalten wir uns im Wasser sehr nett mit einem recht korpulenten Mann aus Melbourne/Australien. Nach dem Schwätzchen gibt es ein kurzes Sonnenbad. Es hält uns aber nicht lange auf den Poolliegen, bei Claudius meldet sich der Hunger. Wir schlendern runter zum Meer und essen Pizza (Philip) und asiatisches Grünzeug (Claudius). Claudius versucht sich mit der Bestellung „medium spicy” nicht das erste Mal, das Leben zu nehmen. Aber manchmal ist man auch als Lebender quasi schon am Ende. Auf Claudius trifft das ganz klar zu, denn seit diesem Mahl hat er eine Knoblauchfahne, die Philip die Tränen in die Augen treibt und ihn in Pattaya quasi „untot“ sein lässt.
Um dem entgegenzuwirken, nehmen wir unsere bewährten Plätze in „Pascha‘s Coffee und Cocktail Lounge“ ein. Dort haben wir schon gestern einen wirklich guten Döner gegessen, so würden wir den Vogel zumindest nennen. Man sitzt hier etwas erhöht und kann auf das Treiben auf der Straße und dem direkt dahinter liegenden Strand sehen.
Tag 25 / 19. September 2024
Wir sind um 7:00 Uhr in Claudius Zimmer zum Frühstück verabredet. Unser Frühstückscafe‘ unten öffnet erst um 8:00. Da wollen wir aber schon los. Deshalb haben wir uns am Vorabend bei 7eleven ordentlich mit Fertigcroissants und Rosinenbrot eingedeckt. Als Claudius den Krümelkaffee raus holt, entpuppt sich das Frühstück als Arbeitseinsatz, zumindest für Claudius. Nachdem in Usbekistan schon eine Minitüte mit Kaffe in seiner Dokumentenmappe explodiert war, so ist jetzt eine Megatüte in der großen Tasche havariert. BIG BAAAMM! Der ganze Boden der Tasche ist voll mit Kaffeepulver und hoffentlich wenig von den darüberliegenden Klamotten betroffen….. Gott sei Dank waren nur ein paar Socken betroffen. Die werden kurz mit heißem Wasser ins Waschbecken geschmissen und fertig ist der Kaffee für das Frühstück! Philip hat dabei den besseren Part. Er sitzt ganz entspannt am Tisch und deckt Claudius mit blöden Sprüchen ein, der die Tasche wäscht, alles ausräumt, alles trocknet und zwischen Dusche, Waschbecken und Handtüchern hin und her springt. Aber von dem „Kaffee“ aus dem Waschbecken möchte er nichts haben!? Auch für musikalische Unterstützung ist gesorgt: Er singt seinen neuen Lieblingssong: „The people from Springfield, they eating their cats, they are eating their dogs…!“ Das ist auf dieser 3. Etappe quasi „unser Lied“ oder weniger romantisch zu unserer Hymne geworden. Regelmäßig wird diese, insbesondere von Philip, geflötet.
Nachdem alles wieder sauber ist, fahren wir los. Auf mehr als 130 km nach Bangkok reiht sich an der (Land-)straße Haus an Haus und wir sehen keine einzige Baulücke mehr. Wir arbeiten uns etwa 2,5 Stunden durchs Gedränge. Auf den letzten 80 km fahren wir gefühlt schon durch Bangkoks Stadtverkehr mit seinen über 10 Millionen Einwohnern (mit den Randbezirken sind es sogar 15 Millionen). Rechts links, links, rechts überall wo eine Lücke ist, quetschen wir uns durch. Mit unseren Koffern sind wir etwas weniger wendig als die vielen kleinen Roller. Kurz vor dem Ziel noch ein kleiner Stop bei 7eleven und dann werden wir es gleich geschafft haben und an der Fähre sein.
Wir finden den Zugang zum „Fährterminal“ auf Anhieb. Auch wenn es nur ein kleines Schild vor einer total schrottigen leeren Lagerhalle ist. Etwas gespenstisch geht es durch den leeren Lagerhallenkomplex hindurch bis zum Fluss. Immer noch in den alten Lagerhallen ist dann ein provisorischer Check-in-Schalter in Form von ein paar Stühlen und einem Klapptisch aufgebaut. „Die Deutschen“ sind wieder die ersten und bekommen die Startnummer 1 für das Boarding! What else? Bevor es losgeht, dürfte aber noch etwa eine Dreiviertelstunde ins Land gehen, so sagt man uns.
Doch dann geht alles ziemlich schnell, wir haben ja auch die Nummer eins gezogen. Mit uns fahren noch drei echte Sportwagen (ein Ferrari, ein Lambo und ein Porsche) auf die Fähre. Unsere Kabine ist in Ordnung, hat zwar kein eigenes WC, aber es ist sauber und ordentlich. Im Anschluss gehen wir gleich ins Restaurant, haben mächtig Kohldampf! Die Passagierbereiche auf der Fähre sind natürlich ordentlich runtergekühlt. Wenn man von draußen die Innenbereiche betritt, ist es als wenn man in einen Kühlschrank steigt.
Kurz vor dem Ablegen kriegt unser Pott sehr wohl merkbar Schlagseite….das ist ja wahnsinnig vertrauenserweckend!
Dann stechen wir in See. Begleitet werden wir zunächst noch durch drei Schlepper, solange wir noch durch Bangkok und dann weiter den „Chao Phraya“-Fluss südwärts in den Golf von Thailand fahren. Anfänglich fühlte sich die Schiffspassage eher wie eine Stadtrundfahrt an.
Wir vertreiben uns die Zeit mit Essen, trinken, dann wieder essen, einem Nickerchen und dann wieder Bier trinken, aber dann wieder essen. Allerdings versucht man uns systematisch von den schönsten Orten hier zu vertreiben. Denn überall ertönt aus den Lautsprechern unerträglich laute Musik.
Während Claudius sich an der thailändischen Cuisine satt ißt, knabbert Philip an Kinderessen rum: Chicken Nuggets mit Pommes und das natürlich altersgerecht mit den Fingern gegessen. Eine Rückwärtsentwicklung ist ganz klar zu erkennen.
Im Anschluss erkunden wir das Sonnendeck mit einer Zigarre. Kaum hatten wir diese aufgeraucht, setzt ein leichter Regen ein. Jetzt vertreibt man uns jedoch von hier. Der Bereich oben wird geschlossen. Die Liveband packt alles ein und auch das Barpersonal verstaut alles, um hier für heute Schluss machen zu können. Wir sollen wieder nach unten ins Restaurant gehen. Aber wir lassen uns nicht vertreiben, zumindest nicht dauerhaft. Nach dem Abendessen schleichen wir uns an dem Wachmann vorbei nach oben und genießen den Ausblick in die Dunkelheit und endlich mal ohne laute Musik.
Passend zur Saison ist übrigens auch das Schiff nur sehr spärlich ausgebucht. Hier laufen vielleicht 40 Seelen rum. Vielleicht sind es auch 50. Nur im Bauch des Schiffes würde es sich lohnen, einen Rundgang zu machen. Hier parken Ferraris, Lamborghini, ein Porsche, eine R 100 GS und eine R 80 GS…. Tatsächlich werden wir von einem Thai angesprochen, der unsere Motorräder beim Check-in fotografiert hatte und an einen Freund zur Bestimmung des Modells geschickt hatte. Dieser hat ihm dann diese Frage ganz richtig beantwortet.
Früh zieht es uns ins Bett. Wir haben eine Doppelkabine zusammen und damit einen der begehrten Schlüssel mit der Aufschrift „First Class“. Würden wir nicht 100% so unterschreiben.
Tag 26 / 20. September 2024
Um 9:30 Uhr sind wir laut Google Maps nur noch 5 km von Ko Samui entfernt. Wir sitzen mit Fließjacke und Flip Flops im überklimatisierten Restaurant. Oben auf dem Sky-Deck ist es recht windig und für hiesige Verhältnisse angenehm warm/kühl. Der Himmel ist eher grau und mit Wolken verhangen.
Eben war Claudius unten an der Rezeption um zu fragen, wann denn wohl das Ausschiffen angesagt sein dürfte. Obwohl wir bereits direkt vor der Insel liegen, soll es noch ca. 2 Stunden dauern. Die hübsche „Dame“ mit den sehr auffallend maskulinen Zügen und einer etwas tieferen Stimme unten an der Rezeption ist eine Bank. Immer freundlich und immer gut informiert!
Irgendwann wird dann die Absperrung endlich zur Seite geschoben und wir fahren mit den zwei Rolltreppen in die Tiefe auf das untere Autodeck. Unsere Motorräder sind schon von den Spanngurten befreit. Warum auf weitere Freigaben warten? Einfach den Motor anschmeißen und zur offenen Luke fahren, was auch keinen der Leute vor Ort störte. Vor dem Schiff lassen wir noch schnell ein Gruppenbild (wir und die Fähre) machen.
Vom Hafen geht es dann in Richtung Hotel, das wir bereits am Vortag online gebucht hatten. Nach der fast unmenschlichen Distanz von knapp 25 km erreichen wir endlich „völlig ausgelaugt“ unser Ziel, das „Malibu-Resort“. Der Himmel ist immer noch bedeckt, aber das senkt die Temperaturen bekanntlich ja ganz angenehm. Zu unserer großen Freude bekommen wir ein Zimmer-Upgrade für zwei größere Bungalows. Erstmal wollen wir uns direkt vom hellen Sandstrand ins Wasser stürzen. Machen wir auch! Gelegentlich starten Flugzeuge direkt über unsere Köpfe, da der Flugplatz nicht weit ist. Das stand natürlich nicht bei booking.com in der Beschreibung. Stört uns aber nicht sonderlich. Wie in Hamburg sind die begehrten Wohnlagen mit Fluglärm verbunden 😉





Ab ins Wasser! Auch noch 50 m vom Strand entfernt kann man gut stehen. Hier Am Strand werden die üblichen Services angeboten: Massage, Jetskifahren – entweder selber oder dahinter auf einer albernen Gummibanane sitzend -, Getränke und natürlich werden auch hier die üblichen „wirklich echten“ Luxusgegenstände wie Sonnenbrillen, Uhren, Hüte, Taschen und Tücher angeboten. Wir entscheiden uns aber unser Geld in unsere Körper zu investieren. Wir essen zwei Pizzen in der hoteleigenen Strandbar.
Abends machen wir dann genauso weiter: Fleischplatte für zwei Personen im Steakhaus „The Woods“. Obwohl wir nach den zwei reichhaltigen Mahlzeiten kaum noch aufrecht gehen können, kehren wir noch in eine Musikbar ein, weil uns da die Musik anzieht. Sie spielen hier beides: Western und Country. Wie in dem Film „Blues Brothers“ sitzt der Drummer hier zwar nicht hinter Maschendraht, aber immerhin hinter einer Plexiglascheibe. So sind er und das Instrument besser geschützt, wenn die Musik nicht gefällt und das Publikum mit Flaschen wirft. Tatsächlich verbringen wir dort noch eine gute Stunde. Leider ist die Musik aber so dermaßen laut, dass die Ohren drohen Schaden zu nehmen.
Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
Großartig… habt eine tolle Zeit!!!!
Ich habe Bauchweh vom Lachen!!! Danke, für diese erneut sehr detaillierte und bildliche Berichterstattung!! Die Froschschenkel hätte ich auch probiert…aber sie wirkten ein wenig ungeröstet? Claudius, was hast du verbrochen, dass immer dein Pferd kränkelt?
Danke für die tollen Fotos! Ich drücke euch!
Erneut Tolle Fotos und Berichte – danke!
Hallo Claudius, hallo Philip!
Ihr habt das Formulieren echt drauf, ich habe wieder einmal Tränen gelacht! Eure tolle Beziehung ist Beneidenswert!
Euch eine schöne Zeit weiterhin. Liebe Grüße aus Spanien, Eggert.
Und wie haben die Frösche geschmeckt? 🙃
Hat wieder richtig Spaß gemacht euren Bericht zu lesen. Habt weiterhin viel Spaß..
Fun fact: Ich habe mir das mal auf der Karte angesehen: Ko Samui ist zwischen Mitte Alster und Mitte Australien genau 2/3 der Strecke….
Darauf eine Zigarre 😉
Wie gewohnt von Euch, ein toller Bericht. Ich wünsche eine sichere Weiterfahrt!